Text und Bilder: Heini
(Sonntag, 18.2.01) Nach einer kurzen Mountainbike-Tour über den Muni mit Fexi habe ich gerade noch etwas Zeit, die mehr oder weniger bereitgelegten Utensilien in den H2O-proof-Rucksack zu stopfen und auf den Zug nach Zürich zu eilen. Am Bahnhof treffe ich Beat (Birkhofer), und wir begeben uns in seine WG zum Übernachten, um am nächsten Tag möglichst rasch zum Ausgangspunkt unserer tour zu gelangen, Luino am Lago Maggiore (Montag, 19.2.01). Bis dorthin erstreckt sich bereits mein persönliches Velostreckennetz, weshalb wir diese Strecke mit der Bahn absolvieren.
Nach einer Fahrt entlang dem Lago Maggiore folgen wir dem Ticino, um die endlose Poebene zu überqueren. Da wir doch erst um 10.30 Uhr in Luino starten konnten, reicht es uns nicht mehr viel weiter als Pavia. In Pavia machen wir uns auf Unterkunftssuche - lassen uns im Reisebüro eine halbe Stunde beraten - und schlussendlich müssen wir trotzdem in ein ***-Hotel an der Hauptstrasse im Industrieviertel eines Vororts, das uns satte 176'000 Lire (rund CHF 170) abknöpft.
(Luino-Pavia 154 km / 5:30 h)
(Dienstag, 20.2.01) Von Pavia aus ist es zum Glück nicht mehr weit in die Hügel. Wir überqueren den Pso. d. Penice (1145), La Forcella (875) und den Pso. d. Bocco (956), um dann in Varese Liguria - einem schmucken Bergdorf - unsere nächtliche Ruhe zu finden, etwa zum halben Preis.
Pso. d. Penice (oben) Passo Forcella (unten)
(Pavia-Passo di Pénice-La Forcella-Passo di Bocco-Scurtabo-Varese Lig. 186 km / 7:30 h)
(Mittwoch, 21.2.01) Als wir am nächsten Morgen unser Frühstück zusammengekauft und verspiesen haben - im Hotel gäbe es nicht sehr viel, weshalb wir uns selbst versorgen - geht es das Tal hinunter Richtung La Spezia. Wir zweigen aber vorher ab, um via Aulla uns wieder auf Pässetour zu begeben. Zum Angewöhnen gibt's den Foce Carpinelli mit 842 müM, dessen Abfahrt Beat einen platten Collé beschert. Mit dem Ersatzcollé gerüstet nehmen wir den 1600 hohen Foce di Radici in Angriff. Wir wählen den direkten Aufstieg über San Pellegrino in Alpe, der uns mit seinen 18% Stücken viel Freude bereitet. Mit letzter Kraft und kurzen Hosen erreichen wir den verschneiten Höhepunkt unserer Tour. Ein ungeleimter Collé verleiht einem nicht gerade das Gefühl höchster Sicherheit, weshalb die lange Abfahrt nicht allzu rasant durchgeführt wurde. Zum Abgewöhnen gab es dann noch immer den Aufstieg nach Abetone, wo sich auf 1388 müM eine Jugi befinden sollte. Diese ist jedoch gerade zu verkaufen, worauf wir uns wieder mit einem Albergo zufrieden geben müssen. Aufgrund unserer heutigen Leistung leisten wir uns sowohl Pasta wie auch Pizza. Leider ist man hier im Land der Teigwaren nicht fähig, anständige Pastaportionen zu servieren, sondern regt mit jenen "Primi Piatti" bloss den Appetit an. Und die Böden der Pizzas sind leider auch so gekonnt dünn gefertigt... Aber gut ist es trotzdem.
Nach dem passo del Carpinelli (oben links) beanspruchte uns der Aufstieg
zur Foce di Radici dermassen, dass wir beim Rasten während des Aufstiegs
alles fallen liessen (oben rechts, unmittelbar nach dem 18% Stück)
und wir oben nur noch mit Hlfe eines Pfostens aufrecht stehen konnten (unten,
man beachte die kurzen Hosen in kombination mit dem Schnee).
(Varese Lig.-Vezzano-Aulla-Foce Carpinelli-S.Pellegrino-Foce di Radici-Abetone 162 km / 7:25 h)
(Donnerstag, 22.2.01) Dank unserer Bergsteigerei vom Vortag haben
wir noch einige Bonuskilometer Abfahrt zu gute, nur leider ist der Collé
wegen fehlendem Leim noch immer nicht richtig haftend. Um nach Pistoia
hinüber zu gelangen - wo wir endlich Colléleim kaufen können
- müssen wir wiederum einen 827 hohen Pass überqueren. Doch dann
liegen bloss noch die sanften Hügel der Toscana vor uns. Die verkehrs-
und schlaglochreiche Strecke über die Ebene nach Signa lässt
und jene mit Freunde in Angriff nehmen. Zuerst geht es nach San Casciano,
danach folgt ein immer höher werdender Hügel mit Castellina zuoberst,
von wo aus es glücklicherweise fast nur noch hinunter nach Siena geht.
Dort können wir erstmals in einem Ostello logieren, auch wenn
es keine offizielle Jugi ist. Wir besichtigen noch das fasnächtlich-verschäumte
Siena, Konfettis scheinen hier nicht mehr zu genügen. (Von der
Toscana gibt es hier gerade nicht viel Bilder, siehe dafür die Vorjahrestour.)
Ausblick aus dem Hotelzimmer in Abetone, die meisten Gäste sind
zum Skifahren dort ...
(Abetone-La Lima-Pistoia-Signa-Ginestra-S.Casciano-Castellina-Siena 166 km / 6:20 h)
(Freitag, 23.2.01) Das Morgenessen ist strengstens auf ein minimum limitiert. 1 Brötchen, 1 Bütterchen, 1 Gonfi & 1 Getränk. So müssen wir in Asciano einen zünftigen Zmorgenhalt einlegen und verspeisen die mittlerweile fast standardmässigen "Pizzaböden" (Focciata oder so ?). Unser nächstes Ziel ist der Lago Bolsena, den wir über einige Hügel an einigen Regenschauern vorbei erreichen. Das auf einem Teil dieser schönen ruhigen Strasse ausgerechnet noch ein Auto-Cross stattfinden musste, war vielleicht etwas störend. Der Lago - vermutlich ein Vulkansee - ist zwar erstaunlich gross, doch eigentlich nicht wahnsinnig toll, sodass wir ihn links liegen lassen und weiter nach Viterbo fahren. Noch viel weniger toll ist aber der Verkehr, der uns an der Stadteinfahrt erwartet. Dafür finden wir mit der Albergo di Roma für 85'000 Lire eine geeignete Unterkunft. Da wir nun den Kartenrand unserer Toscanakarte überschritten haben, kümmern wir uns um eine geeignete Fortsetzung. Beim Nachtessen müssen wir feststellen, dass es sich nicht lohnt, nach einer grossen Portion zu fragen. Sie wird höchstens kleiner.
Zimmer und dessen Ausblick in Viterbo
(Siena-Asciano-Torrenieri-S.Ouinico-Celle-Acquapendente-Valentano-Viterbo 185 km / 7:10 h)
(Samstag, 24.2.01) Da wir beiden noch nie in Rom waren, beschliessen wir, dieser Stadt einen Besuch abzustatten. Auf dem Weg kommen wir noch am hübschen Kratersee "Lago di Vico" vorbei, sowie am Lago Bracciano. Auf der Via Claudia nähern wir uns der Metropole, die uns mit einem Verkehrschaos in Empfang nimmt. Zum Glück merken wir dann doch, dass wir jetzt auf einer Brücke sind und nun bloss noch dem Tévere zu folgen haben, um die Jugendherberge zu finden. Endlich gefunden erledigen wir mindestens 15 min Papierkram etc., um dann in der klotzigen Herberge unsere Plätze zu finden. Nun geht es los mit Rom by Bike. Über den Piazzo del Popolo erreichen wir das römische Forum, wo sie uns aber mit den Velo nicht hinein lassen wollen. So riskieren wir halt das stehenlassen der Räder und begeben uns zu fuss Richtung Colosseo. Obwohl es Februar ist hat es doch beträchtlich viele Touristen, wie das wohl im Sommer aussieht ? Da die Velos noch nicht entführt worden sind, können wir unsere Tour weiterführen und noch dem Papst einen Besuch abstatten. Wir besichtigen den Petersdom sogar von innen, obwohl wir auch dort unsere Velos nicht mitnehmen durften. Auch in den Vatikanstaat wollten uns unsere Landsgenossen (Schweizergarde) nicht lassen. Deshalb kehrten wir dann halt zur Jugi zurück, wo wir uns erst einmal vom Dreck befreiten und anschliessend etwas unsere Weiterreise planten. Zum Abendessen fanden wir in der Nähe der Jugi (beim Olympiastadion) eine gemütliche Pizzeria in einem Hausboot.
Am Lago di Vico (oben)
Welcome in Rome (unten)
(Viterbo-Roncliglione-Oriolo-Roma 105 km / 4:50 h)
(Sonntag, 25.2.01) Trotz Grossstadt gab es auch in der internationalen Jugi das typisch italienische Frühstück: 2 Stücklein Brot, 1 Gönfeli, 1 Bütterli und 1 Getränk oder dann 30g Kellog's Cornflakes & 1 Getränk. Ich wähle die Variante mit Brot und leiste mit für 400 Lire noch 2 Scheiben extra Brot. Noch ein Bütterchen würde allerdings abermals 400 Lire kosten. Mehr oder weniger gesättigt versuchen wir die Metropole zu verlassen, zum Glück ist Sonntag Morgen, der Verkehr hält sich noch in Grenzen. Doch schon bald hat Beat einen Platten zu verklagen, vorauf wieder der Ersatzcollé montiert wird. Kaum haben wir auf der Via Laurentina die Stadt verlassen, reisst das Ventil des Ersatzcollés, worauf wir etwas ratlos sind. Ein frisch geklebter Collé rutscht noch gerne, das Ventil verrutscht bald, und es ist der letzte Collé. Auch das Wetter sieht nicht allzu prächtig aus. Trotzdem beschliessen wir, auf gut Glück weiterzufahren, Richtung Meer. Die Variante mit den Bergen haben wir aufgrund der Niederschlagsgefahr fallen gelassen. In Küstenregion scheint trotz Sonntag fast alles geöffnet zu sein, so auch ein Veloladen, bei dem Beat zwei Collé auf Vorrat kauft.
Obwohl es ab und zu etwas niederschlägt, ist die Strasse entlang der Küste sehr schön. Plötzlich endet die auf der Karte tadellos eingezeichnete Karte in einer Sanddüne, worauf fund 3 km Schotterweg folgen. Durch das langsamere Tempo können wir dafür die Aussicht aufs Meer umso mehr geniessen. In Sabaudia haben wir dann etwa genug vom Meer, und wir fahren absolut gerade ins Landesinnere Richtung Hügel respektive Proverno. In dem vulkanischen Gebirge erwartet uns eine wunderschöne Landschaft. Flache weite fruchtbare Talböden, karge hohe Bergflanken. Ab Amaseno beginnen wir uns um eine Unterkunft zu sorgen, und wir werden von der zusammengelaufenen Menschenmenge von Ort zu Ort weiterverwiesen. Schliesslich beginnt es in Strömen zu Regnen sowie einzudunkeln.
Fast im Dunkeln finden wir eine Tafel, die uns auf eine Pizzeria-Ristorante-Pensione in 2 km aufmerksam macht. Durchnässt betreten wir die gute Stube, die jedoch kein Bett für uns haben will. Es sei keine Pension mehr, sondern bloss noch für Privatanlässe buchbar. Trotzdem organisiert er uns irgend etwas, und wir folgen in dunkler Nacht einem Auto, das uns zum Dorfeingang bringt wo wir rund 15 min warten. Kurz bevor wir unsere Hoffnung auf ein trockenes Plätzchen aufgeben, erscheint unsere "Führerin" wieder. Uns wir ein gemütliches Zimmer in einem komfortablen Appartement angeboten. Und das für 58'000 Lire. Dafür ist der Boiler noch nicht warm, war mir eine kalte Dusche beschert, und wie sich herausstellt will die Heizung gar nie warm werden. Im nahen Restaurant wärmen wir uns etwas auf und Geniessen als Primi Piatti Gnocci, und zum Primi Piatti Ravioli. Die Wirtin wunderte sich wohl etwas über unsere Essgewohnheiten, doch immerhin schlossen wir das essen mit einer Crostana di noce ab. Sodann zogen wir uns in unser kaltes Heim zurück.
Erster Meereskontakt in Anzio (links & mitte), rechts die malerische Küste bei der versandeten Strasse
(Rom-Ardea-Anzio-Sabaudia-Priverno-Pastena 179 km / 7 h)
(Montag, 26.2.01) In der Nacht hat es fast unser Haus fortgeblasen, und am Morgen wurden wir von Frau Holle überrascht. Beim Frühstück konnten wir zusehen, wir die Gipfel langsam weiss wurden. Da wir uns hier gerade mal auf etwa 300 müM befinden und unsere Route nach Pescara uns eigentlich auf über 1000 müM führen sollte, beschliessen wir, bereits heute die Rückfahrt anzutreten. Wir stürzen uns in unsere wärmsten Kleider und lassen uns auf dem Weg hinunter zur Bahnstation von Ceprano noch etwas durchnässen.
(Pastena-Ceprano (Stat.) 14 km)
Morgentlicher Ausblick aus unserer kalten Unterkunft. Unten rechts:
zwei Velos, ein Tranzbag...
Auf jenem Provinzbahnhof bringen wir dann das Personal, immerhin 3 Personen, etwas ins rotieren. Billet nach Chiasso, Velos, Platzreservation... Schliesslich packen wir halt beide Velos in den selben Tranzbag, sodass wir in "jedem" Zug reisen können. Dieser Meinung ist dann aber der Kondukteur vom Pendolino ab Rom wie zu erwarten war nicht. Zum Glück ist der Zug bereits abgefahren. Nach zähen Verhandlungen - andere Züge würden uns nicht mehr nach hause bringen - erhalten wir doch die Erlaubnis, bis Milano zu fahren.
Nach rund 6 h Zugfahrt sind wir dort. Da wir nicht auch noch mit dem Cisalpino-Personal Stunk haben wollen, suchen wir in Milano 1,5 h nach Lebensmittelläden und werden somit bis auf 50 Lire unsere Währungsreserven los. Zum Glück kommt im folgenden IC - in dem ich bis Liestal bleiben kann - kein Kondukteur, der uns noch einen IC-Zugschlag verkaufen will. So erreichen wir wieder die Schweiz, und dösen etwas bis Luzern. Dort steigt Beat um Richtung Luzern, und leider steigt die halbe Luzerner Fasnacht ein, womit meine Ruhe nun um 23 Uhr vorbei ist. Trotzdem komme ich noch kurz nach Mitternacht in Liestal an, wo es zu meinem Trost doch auch etwas geschneit hat. Nun können die Skiferien beginnen.
total 1164 km