Genf - Südfrankreich - Andorra - Pyrenäen - Atlantik (Paris)

Die Waschbären-Tour (unterwegs zwei Maschinen Wäsche gemacht!)

Gut 1600 km in 9 Tagen

Bilder: Heini
(die Legenden wurden über 6 Jahre nach der Tour geschrieben, können daher etwas ungenau sein)

Tag 1: Genf - Grenoble

Genève - Annemasse - Cruseilles - Annecy - St. Jorioz - Faverges - Col de Tamié (907) - Montmélian - Grenoble

177 km, 28.50 km/h, 6:12

Mit dem Zug ging es nach Genf. Die Veloplätze im ICN kann man auch noch im Zug reservieren, kostet einfach einen Haufen Geld. Die Schweiz verliessen wir einigermassen problemlos, entlang dem Mont Salève ging es Richtung Cruseilles. Nach Annecy hinein war es etwas weniger romantisch aber immerhin ging es bergab. Zwischenzeitig landeten wir auch auf einer Autostrasse. Etwas feucht war es zwischendurch auch, für eine Schuhdurchnässung reichte es aber bei weitem nicht. Von Annecy aus gibt es einen netten Veloweg auf einem ehemaligen Bahntrasse dem Lac d'Annecy (Südufer) entlang. Dank Rückenwind und gutem Belag ging es richtig zügig voran. Die Pfeife an Johns Rucksack erwies sich als praktisches Hilfsmittel um Skater, Fussgänger und Biker aus dem Weg zu scheuchen. Nach einer Bäckereiplünderung konnten wir dann den ersten kleinen Col (eher Tempohügel, nur wegen dem Rucksack war das kleine Blatt notwendig :-) in Angriff nehmen. Auf der nördlichen Talseite ging es dann über ein paar Hügels Richtung Montmélian wo wir den warmen Asphalt geniessen konnten. Die Hauptstrasse nach Grenoble war dann ebenfalls nicht sonderlich romantisch. Dank John hatten wir in Grenoble gleich eine günstige Unterkunft beim Bahnhof und kamen erst gar nicht auf die Idee noch den Aufstieg Richtung Villard-de-Lans zu beginnen. Für das Abendessen mussten wir recht weit laufen. Frankreich hat dem Velofahrer vielleicht schöne Landschaften, verkehrsarme Nebenstrassen und eine Tour de France zu bieten aber fein zubereiteten Kohlenhydrate zum Abendessen sind Mangelware, da ist man in Italien schon viel besser dran.

Tag 2: Alpen - Rhonedelta

Grenoble - Sassenage - Villard-de-Lans - Gorges de la Bourne - D103 - St Agnan-en-Vercors - Col de Rousset (1254) - Die - Vercheny - St Nazaire-le-Désert - Col de Muse (932) - Col Lescou (829) - Nyons - Mirabel-aux-Baronniers - Camaret-s-Aigues

209 km, 26.3 km/h, 7:56

Eigentlich war ein gemütliches Frühstück auf dem Zimmer geplant aber meine Suche nach einem Boulanger war erst nach langer Wanderschaft erfolgreich und einen offenen Supermarkt für die Beschaffung eines Nutella-Derivates (um das Pain geniessbar zu machen) fand ich nicht. Eigentlich wäre Regen angesagt gewesen, der Hügel Richtung Villard-de-Lans sah auch noch recht wolkenverhangen aus. Die Variante mit dem Zug Richtung Avignon bzw. Sonne zu fahren fand dann aber keine Anhängerschaft (sonst wäre es ja kein Erfolgserlebnis mehr von der Schweiz aus das Meer zu erreichen). Bei der Abfahrt in Grenoble war es dann auch noch etwas feucht, die Strasse wurde dann aber trockener und die Bewölkung lockerer. Die erste Steigung war recht lang, am Vorabend hätte sich das wohl etwas in die Länge gezogen. In Villard-de-Lans (TdF 2004 Etappenziel) gab's passend zur kalten Witterung kalte Crêpes mit Maronnicreme. Im Casino erstand John den Schlager dieser Tour: Yoplait YOP Joghurtdrink [YOP Joghurtdrink; http://www.yoplait.be/] erfrischt in kaltem Zustand und hat die super YOP-Kurve gemäss der das Zeugs viel länger Energie liefert als andere Joghurtdrinks (so etwas wie glykämischer Index). Wahrscheinlich hatten die Holländer die ebenfalls in Villard-de-Lans Pause machten keinen YOP intus, jedenfalls waren sie irgendwann nicht mehr vor oder hinter uns.

Nach dem Tunnel auf dem Col de Rousset schienen wir endlich die Sonne erreicht zu haben (die gemäss Bericht etwa ab Avignon sommerliche Wärme verbreiten sollte). Die weitere Fahrt durch das Departement Drôme war sehr schön, so sollte Velofahren immer sein. Nette Hügel, prima Täler und Schluchten, ruhige kleine Strassen sowie Rückenwind. Gegen Ende des Tages hatten wir dann das Rhonedelta erreicht. Kurz vor Orange fanden wir dann eine nette Privatunterkunft. Für das Abendessen im etwas entfernten Dorf gab's nicht wirklich viele Restaurants zur Auswahl. Für die vegetarische Fraktion reichte es noch für Pommes und Fromage.

 
Auf dem Col de Rousset

Tag 3: Ans Meer

Camaret-s-Aigues - Orange - Roguemaure - Villeneuve-les-Avignon - Beaucaire - St Gilles - Mas des Iscles - Aigues-Mortes - le Grau-du-Roi - Palavas-les-Flots - Sète

184 km, 28.3 km/h, 6:30

Vor dieser Flachetappe konnten wir uns bei einem richtigen Frühstück satt essen. Der Wind kam den ganzen Tag lang eher seitlich vom Land Richtung Meer. Nach St Gilles fingen dann die Sümpfe an, dank dem Wind waren kaum Insekten unterwegs. Viel Schilf. Aigues-Mortes war dann ein recht heftiger Touristenort schon fast an der Küste. Le Grau-du-Roi ist ähnlich, nur sah man da endlich aufs Meer. Entlang dem Meer und den Badestränden ging es dann weiter nach Palavas. Das Verbleibende Stück nach Sète war strassentechnisch nicht sonderlich romantisch, ich habe dann auch noch einen Scherben aufgelesen. Als netten Abschluss des Tages gab es dann noch das Bergrennen zur Jugendherberge. Dort mussten wir uns auf zwei Zimmer verteilen. Bei mir war ein älterer Japaner im Zimmer der sich in Porto (Portugal) ein Velo gekauft hatte und auf dem Weg nach Genf war. Na ja, weil er wohl nicht wirklich über die Hügel fahren konnte (mit Zelt etc.) war die Angelegenheit wohl nicht so wahnsinnig spassig (wenn man die Alternative Variante mit wenig Gepäck, gutem Velo und einigermassen Form nicht kennt wird es wohl nicht so schlimm sein weil man gar nicht weiss wie schön eine mehrtägige Velotour eigentlich sein könnte). Für ein zweites Abendessen (zur Abwechslung gab es in der Jugendherberge Pommes) fanden wir noch ein indisches Restaurant.


Irgendwo unterwegs ...


Platten vor Sète


Blick von der Jugi auf Sète

Tag 4: Auf dem Weg in die Pyrenäen

Sète - Agde - Vias - Vendres - Coursan - Sallèles d'Aude - St Marcel - Lézignan-Corbières - Fabrezan - St Pierre-des-Champs - Montjoi - Col de Redoulade (685) - Soulatgé - Cubières-s-Cinoble

180 km, 24.88 km/h, 7:13

John, irgendwo unterwegs: «Lieber ein Hungerast als wieder Fudi-Schmerzen!»

Am Anfang ging es nochmals ein Stück der Küste entlang, dann ging es gegen den Wind teils recht nett dem Canal du Midi entlang Richtung Hügel. Die waren dann auch wieder recht schön mit ruhigen Strässchen. Etwa am letzten Hügel hatte ich dann noch so eine Art Hungerast und so mussten wir mittendrin anhalten damit ich etwas einwerfen konnte. Von wegen Pyrenäen sahen wir auch eine Schlange auf der Strasse, dummerweise war diese wohl kurz vorher von einem Auto überrollt worden und hatte nicht mehr alle Därme intus. Tot war sie aber sicher noch nicht. In einem kleinen Dorf fanden wir eine nette Unterkunft und bekamen auch noch etwas customized zu Essen gemacht. Für die Klamotten wurde schon die erste Waschmaschine in Anspruch genommen.

Tag 5: Pyrenäen, Andorra, Spanien

Cubières-s-Cinoble - Gorges de Galamus - St Paul - Axat - Col du Pradel (1679) - Ax-les-Thermes - Port d'Envalira (2407) - Andorra - La Seu d'Urgell

172 km, 21.01, 8:10

Nach einem Ausführlichen Frühstück fuhren wir, auf heftiges Anraten unserer Gastgeberin, erst die Gorges de Galamus Schlucht hinab. Die ganze Schweiz hat kaum so viele attraktive Schluchten mit asphaltierter Strasse zu bieten wie wir auf dieser Tour befahren haben. Auf dem Weg zum Col die Pradel trafen wir noch das lokale Analogon zum Migros-Wagen. Dessen Waage nutzten wir für einen Gewichtsvergleich der Rucksäcke. John hatte seine Packung auf 2.5 kg optimiert während mein Rucksack mit bereits eingeladenen Bananen auf 6.5 kg kam. Das Gewicht von Heinis Rucksack wird auf etwas gegen 8 kg geschätzt (Tranzbag lässt grüssen). Auf dem letzten Teil des recht langen Col du Pradel war die Strasse recht schmal und es ist eher verwunderlich, dass sie überhaupt asphaltiert ist (Autoverkehrt gibt es kaum). In Ax-les-Thermes war dann eine längere Einkauf-Ess-Ruhe Pause angesagt. Die schwefligen Thermen ersparten wir uns. Daneben verfügt Ax-les-Thermes über eine öffentliche Toilette im «Worst Toilet of Scottland» (Trainspotting) Stil (aber immerhin mit Auswahl zwischen Steh- und Schüssel-WC). Heini hatte zum Glück Papiertaschentücher dabei, WC-Papier gab's nämlich keins mehr.

Dann stand der Pass Richtung Andorra auf dem Programm. Gemäss Karte erwarteten wir eine autobahnähnliche Strasse mit viel Lastwagenverkehr. Die Strasse war zwar streckenweise autobahnähnlich ausgebaut, aber der Verkehr hielt sich in erträglichen Grenzen. Irgendwann passierten wir die Grenze nach Andorra und am Ende waren wir auf ca. 2400 Meter über Meer (dummerweise ohne Passschild). Die letzten 300 Höhenmeter hätte man sich durch einen (unromantischen) Tunnel auch schenken können.

Auf der Abfahrt verlor ich zwischenzeitig das Douche-Mittel, John fand zum Glück den Deckel wieder (nachdem ein Auto ihn überrollt hatte war er sogar noch gewichtsoptimiert). Andorra wird uns in nicht sonderlich guter Erinnerung bleiben. Es gibt eigentlich nur eine Strasse durch Andorra und die war recht gut frequentiert, in Andorra la Vella hatte es dann noch ein richtigen Traffic-Jam mit lustig winkenden VerkehrspolizistInnen auf vielen Kreuzungen. Eigentlich könnte man sich ja denken dass der Verkehr durch Alk, Zigaretten und Sprit einkaufende Tagestouristen verursacht wird, ist aber nicht so, ein Grossteil der vielen Autos hatten andorranische Kennzeichen. Weil es uns in Andorra nicht gefiel fuhren wir so schnell wie möglich nach Spanien, relativ spät kamen wir dann in La Seu d'Urgell an, wo sich dann die Zimmersuche noch etwas in die Länge zog. Abendessen solala, mit halbrohem Fleisch für John. Ein nicht weit vom Hotel stattfindendes Konzert (SkaP für Anfänger) konnte unseren Schlaf nicht wirklich stören.


Gorges de Galamus


Unschwer zu erkennen: Col du Pradel


Auf dem Weg Richtung Andorra


Sprintankunft auf dem Port d'Envalira

Tag 6: Spanische Pyrenäen I

La Seu d'Urgell - Coll de Nargó - Coll de Bóixols (1380) - Coll de Faidella (1250) - Tremp - Coll de Creu de Perves (1325) - Pont de Suert - Bonansa - Torre la Ribera - Campo

193 km, 22.86 km/h, 8:26

Das Frühstück mussten wir uns mal wieder aus Supermarkt und Bäckerei beschafft werden. Nach dem Frühstück verabschiedete sich John, er musste wegen velofreien Familienferien in die Schweiz zurück. Das Erste Stück ging noch weiter das Tal hinab, dann von Coll de Nargo auf den Coll de Bóixols und den Coll de Faidella. In den Pyrenäen sind Doppelpässe bzw. lange Gegensteigungen sozusagen die Norm. Es war in den Aufstiegen schon ordentlich warm, aber wegen der trockenen Luft kam man kaum zum tropfen. Auch wurde das Wasser in den Bidons nicht so lauwarm wie letztes Jahr auf dem Rückweg von Tschechien. Die Strasse Richtung Coll de Bóixols war zwischenzeitig extrem ausgebaut (superbreit dreispurig, prima Belag, teils war der Ausbau mit grossen Erdbewegungen und Brückenbauten verbunden). Ein Konzept lässt sich bei diesem Strassenausbau nicht erkennen, die Strassen führen in kleine Bergdörfer und Zwischenstücke sind dann wieder ohne Ausbau. In Tremp Pause, dann über den Coll de Creu de Perves. Statt über Castejón de Sos fuhren wir dann über die südlich davon verlaufenden Nebenstrasse. Viel Höhenmeter hat es uns wahrscheinlich nicht erspart.

Am Abend mussten wir dann noch etwas länger fahren, bis wir in ein bewohntes Dorf kamen. Mangels Auswahl kamen wir in einem edlen, neuen drei Stern Hotel unter (kein Duschvorhang, richtige Türen) unter, das Zimmer war für €53.- die Nacht zu haben. Das Dorf Campo ist auch sehr schön. Im Restaurant war es dann etwas kompliziert etwas vernünftiges, fleischloses zu essen zu bekommen aber mit Händen und den Dolmetscherdiensten anderer Gäste klappte es einigermassen und wir bekamen ein paar Kohlenhydrate (Reis, Pommes, Brot) serviert.




Unterwegs in den spanischen Pyrenäen

Tag 7: Spanische Pyrenäen II

Campo - Ainsa - Puerto del Sarrablo (1291) - Jabarrella - Estallo - Caldearenas - Javierrelatre - Monasterio de San Juan de la Peña - Sta Cilia de Jaca

152 km, 22.25 km/h, 6:50

Für ein Frühstück mussten wir erst einmal ein Stück nach Ainsa fahren (mit Petit Beurre im Magen), in Campo waren Bäckereien und Läden um 9h noch geschlossen. In Ainsa konnten wir (nebst essbarem) endlich eine Karte auftreiben die bis zum Atlantik reicht. Nach Ainsa gab es noch einen umgekippten Lastwagen zu bewundern. Auf dem Puerto del Sarrablo blühten irgendwelche gelben Bodendecker, allgemein wurde es etwas grüner. Auf der Abfahrt hatte Heini einen Platten, sein zu Hause frisch aufgezogener superleichter Mantel (Conti Supersonic) war einfach durch. Wegen etwas heftigen Pumpen meinerseits ging dann das Ventil flöten worauf unser Ersatzpneu-Bestand auf ein Exemplar zusammenschrumpfte (seit Sète wurde kein geöffnetes Velogeschäft mehr gesichtet). Auf der N330 nach Norden statt nach Süden zu fahren war eine zwiespältige Sache. Es hatte den grossen Vorteil, dass mitten in der Pampa eine Bäckerei auftauchte die prima gedeckten Apfelkuchen im Angebot hatte (so etwas wie Pizzateig, auch vom Format her, Äpfel und Zucker drauf, zusammenklappen, backen). Andererseits ist die Strasse zwischen Jabarella und Estalllo vielleicht vor 30 Jahren letztmals geteert worden, davon zeugten Teerfetzen zwischen dem Schotter. Immerhin ging die Holperfahrt ohne Platten über die Bühne, die Verdreckung von Rahmen und Kette spielte auch keine grosse Rolle mehr. Um Javierrelatre waren dann die Hügel so klein, dass die Strasse in Tschechischer Weise über die Hügel gebaut werden konnte. Auf 50 km/h beschleunigen, Schwung ausnutzen, runterschalten, mit 12 km/h die Kuppe erklimmen. Vielleicht entschieden wir deshalb trotz der drohenden Wolken nach Norden statt Richtung Ebene/Pamlona zu fahren.

Gegen Abend gab es noch etwas Kultur in Form von zwei Klöstern, das eine in Totalrenovation, das zweite unter eine Felswand gepappt. In der Touristeninformation in Sta Cruz de la Serós machte sich Heini noch über das lokale Unterkunftsangebot kundig. Die eigentlich ausgewählte Unterkunft in Sta Cilia de Jaca war irgendwie schon ausgebucht, nach etwas Hand- und Fusseinsatz landeten wir dann in der Pilger-Herberge im Dorf. Diese war einigermassen neu renoviert und bot für €10 pro Nase ein Bett im Achterzimmer, etwas Fussschweis der St. Jakobs Weg Pilger eine Küche und eine Waschmaschine. Nebenbei regnete es auch noch ein wenig, aber da waren wir schon untergebracht. Um endlich mal wieder Kohlenhydrate satt zu bekommen nutzten wir diese Chance und beschafften in der Bar/Lebensmittelladen-Kombination (Bar ist praktisch wegen damit verbundenen flexiblen Öffnungszeiten der Lebensmittelabteilung) noch Pasta, Tomatensauce und Käse und bereiteten diese in der Küche zu. Ich machte dann mal wieder eine Maschine Wäsche und hatte danach einen ausführlichen Kampf mit der Türe der Maschine, aber letztendlich bekam ich diese dann doch noch auf. Die Nacht war zum Glück sägewerkfrei (das Zimmer war auch nur mit vier Nasen belegt).



Weiter unterwegs in den Pyrenäen

Tag 8: Spanische Pyrenäen III

Sta Cilia de Jaca - Puenta la Reina de Jaca - Berdún - Ansó - Roncal - Portillo de Lazar (1129) - Puerto de Larrau (1537) - Col d'Erroymendi (1362) - Larrau - Col Bagargui (1327) - Col de Burdincurutcheta - Col d'Haltza - Lecumberry

138 km, 20.72 km/h, 6:50

Trotz der Wolken (eigentlich sah es Richtung Frankreich gar nicht so dunkel aus) wollten wir Richtung Frankreich fahren. Richtung Puente la Reina tröpfelte es schon ein wenig, das Valle de Ansó hinauf wurde es dann endgültig feucht. Sehr lange dauerte es nicht und die Schuhe waren durch. Die Regenintensität oszillierte das ganze Tal hinauf. Hatte man das Gefühl es würde aufhören und dachte man an Tenuerleichterung fing es wieder richtig an zu regnen. Meine Waschaktion am Vorabend hätte ich mir auch sparen können. Olfaktorisch ist die Kombination von Regenfeuchte und Schweiss wohl etwas vom übelsten. Am Ende des Tales auf dem ersten Pass (namenlos, Grenze Aragón - Navarra) hörte der Regen dann auf und die Sonne kam zum Vorschein. Dafür war der Belag auf der Abfahrt recht rauh (optimal für mein französisches Plastikvelo). In Roncal war trotz Sonntag eine Bäckerei offen. Inzwischen musste man schon wieder in den Schatten sitzen zum essen. Immerhin konnte man in der Sonne die Kleider etwas trocknen lassen (für die Schuhe war die Lage in meinem Fall eh hoffnungslos). Im Übrigen wurde die Landschaft jetzt eindeutig grüner (richtige Wiesen), erinnerte teilweise an den Schwarzwald.

Der zweite Pass nach Roncal an der Grenze zu Frankreich war dann nochmals richtig hoch (über 1500) und beängstigenderweise kamen von allen Seiten her Wolken heraufgekrochen, das heisst auf der Passhöhe waren wir zwischen zwei Wolkenschichten, wobei die untere nur um uns herum existierte. Nach einem kurzen Scheiteltunnel auf der französischen Seite angelangt hatten wir dann gleich das Vergnügen in die Wolken einzufahren. Bis auf ca. 800 Meter Höhe war dann die Sichtweite auf 10 bis 20 Meter beschränkt. Das zusammen mit dem grossen Gefälle (viel wohl über 10%) machte die Abfahrt nicht wirklich zum Vergnügen. Zu unserem Erstaunen kamen auf der Abfahrt einige Rennvelofahrer entgegen die recht flott unterwegs waren. Larrau am Fusse des Passes war dann wieder auf 500 Meter unten. Der folgende Col Bagargui war dann einigermassen mühsam. Netterweise waren für jeden Kilometer durchschnittliche Steigung und Höhe angegeben. Auf zwei Kilometern war die Steigung im Schnitt 12.5%. Heini bog mal wieder seinen Wechsel für den letzten Gang zurecht. Die Bemalung der Strasse liess darauf schliessen dass sich die Tour de France Stars auch schon diesen Hügel hinaufgequält haben. Bei einem Tempo bis 6 km/h (kann man tatsächlich mit 39/26 noch treten) hatte man auch viel Zeit zum lesen. Natürlich kamen wir gegen oben wieder in die Wolken hinein. Auf der Abfahrt Richtung St Jean hörten Wolken und Feuchtigkeit nicht mehr wirklich auf, so dass wir schon gegen 18h Feierabend machten. Wegen den nassen Schuhen beschränkte sich das Abendprogramm auf einen Gang ins Hotel-Restaurant wo wir customized Kohlenhydrate bekamen (die Speisekarte war arg proteinlastig).

Inzwischen waren wir eineindeutig im Baskenland unterwegs. Zu erkennen an einer Art Squash das häufig gespielt wird (in fast jedem Dorf gibt es entsprechende Hausecken oder eigene Anlagen) und ETA/batasuna Beschriftungen auf der Strasse (zwischen den normalen Beschriftungen für die Tour de France). Das Verzieren von Ortstafeln, Regionsgrenzschildern etc. ist auch weiter östlich in den Pyrenäen ein beliebte Beschäftigung.



Immer noch in den Pyrenäen ...

Tag 9: Baskenland, Atlantik

Lecumberry - St-Jean-Pied-de-Port - St Étienne-de-Bïgorry - Puerto de Izpegui (672) - Mugairi - Doneztebe/Santesteban - Puerto de Usateguieta (695) - Donostia-San Sebastián - Monte Jaizkibel (445) - Hendaye

171 km, 23.45 km/h, 7:17

Witterungstechnisch hatte sich über Nacht nicht viel verändert, es sah immer noch recht verhangen aus. Aber immerhin waren die Schuhe wieder halbwegs trocken. In St-Jean-Pied-de-Port organisierten wir Frühstück, Ersatzschläuche und die Bahnbillette für die Rückreise. Während dem Frühstück drückte dann die Sonne wieder durch. Der Bahnbeamte hatte etwas Mühe das Ticket für Heini mit ein speziellen Ermässigung auszustellen, aber er nahm sich Zeit und schliesslich kappte es. Nach dem ersten kleinen Pass waren wir wieder in Spanien. Im Tal Richtung San Sebastián waren recht viele Velofahrer unterwegs, wir hängen uns auch eine Zeitlang in den Windschatten einer Gruppe die wir eingeholt hatten. Die Einfahrt nach San Sebastián war erwartungsgemäss nicht sonderlich romantisch, die Stadt ist sonst noch recht sehenswert. Daneben gab es als Attraktion den Atlantik zu begutachten. Von San Sebastián Richtung Frankreich entkamen wir über den Monte Jaizkibel der etwas hässlichen Strasse. Noch vor dem Erreichen des Kulminationspunktes waren wir mal wieder in einer Wolke, diesmal war es auch recht ernst gemeint mit einem Gewitter. Auf der Abfahrt begann es dann seriös zu schütten (Platzregen mit dem Problem dass er nicht nur wenige Minuten dauerte). Weil wir eh schon gut nass waren machte Abwarten auch keinen Sinn mehr. Wieder auf der Hauptstrasse Richtung Grenze stand das Wasser ein oder zwei Zentimeter tief auf so etwas wie einem Velostreifen (weil die vielen Autos auch durch recht tiefe Pfützen fuhren spritze es von der Strasse auch noch). Meine einzige Hoffnung bestand darin, dass es uns nicht wie dem Phonak-Team im TdF Mannschaftszeitfahren ergeht. So ein Schlauchwechsel im Schlamm wäre nicht wirklich lustig gewesen. So erreichten wir dann gründlich durchnässt den Bahnhof von Hendaye. Unser Plan war ursprünglich in Hendaye an den Plage zu fahren und dort zu duschen. Gut geduscht waren wir eigentlich schon, ich hatte bloss vergessen das Duschmittel auszupacken. Aufhören zu regnen mochte es auch nicht. So zogen wir eben so trockene Sachen an (mein Rucksack war nicht sonderlich dicht, trotz Regenschutzhülle). Abendessen war dann noch eine Imbissbuden-Pizza. Im Zug gab es ein eigenes Veloabteil. Wir stellten den doppelt beladenen Tranzbag dort hinein. Das ging aber nicht so dass Heini den Tranzbag in unser Abteil schleppen musste. Zum Glück war unser Mitreisender im Abteil velotolerant und zwei weitere Passagiere wurden ohne viel Aufsehen in ein anderes Abteil verlegt. Die Nacht im Liegewagen war eigentlich recht angenehm.


Am Atlantik in San Sebatián

Tag 10: Paris

Gare d'Austerlitz - Stadtrundfahrt - Gare d'Est

Gut 60 km mit einem Schnitt um 12 km/h wegen einigen Schiebe-Passagen

Wir hatten von 7 bis gegen 17h Zeit uns Paris anzugucken. Die Zeit haben wir recht gut genutzt, Paris ist immer noch eine nette Stadt, das Velo eignet sich recht gut für eine solche Express-Besichtigung.