Italienische Alpen 2012

8. bis 14. Oktober 2012

Eine schöne Herbst-Tour durch die italienischen Alpen. Vielen Dank an die Südtiroler, die so viele geteerte Passstrassen unterhalten.

1. Tag: Davos Flüela — Ofen — Gampenpass — Mendelpass — Tramin

Weil wir es bis Tramin/Temeno, südlich von Bozen, schaffen mussten, starteten wir schon um 6:30 mit dem Zug ab Zürich, so dass wir dann schon vor 9h in Davos waren. Bei schönstem Wetter ging es dann erst einmal über den Flüela und dann weiter auf den Ofenpass, wo wir auf der Passhöhe Marianne trafen. Dann ging es hinab ins Vinschgau, wo wir es mit dem Veloweg versuchten. Der ist noch nicht ganz durchgehend asphaltiert, aber mit dem Rennvelo durchaus fahrbar. Am Wochenende gibt's wohl mit dem Langsamverkehr etwas Probleme. Wir waren etwas früh in der Nähe von Meran und entschieden dann, das schöne Wetter nutzend, noch über den Gampen- und Mendelpass zu fahren. So kamen wir mit der Dämmerung in Tramin an und konnten gleich die schon im Voraus organisierte Unterkunft beziehen, rasch duschen um dann Sonja und Heini zum Abendessen zu treffen.

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Auf dem Flüela

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Blick vom Flüela ins Unterengadin

2. Tag: Tramin — Truden — Passo Manghen — Passo Brocon

Am morgen war es nicht ganz unerwartet etwas feucht, aber die letzte Regenwolke zog rechtzeitig. Wobei sich der Start noch etwas verzögerte, weil ich am praktischen Beispiel herausfand, dass schweizerische Banknoten, zum Unterlegen eines Loches in der sehr sensiblen Seitendecke eines Conti GP 4000, nicht ewig halten und nach geschätzten 3000 km rissig werden. Das wiederum verursachte wohl einen Platten, der dank Standpumpe bei Hotel problemlos behoben wurde. Nebenbei: bröselige Noten sind bei zürcher Coiffeuren wenig populär, werden aber von SBB Automaten noch angenommen. Item, wir fuhren gemeinsam los, verabschiedeten Sonja aber schon bei der Brücke über die Etsch, von wo aus sie zurück in Richtung Schweiz fuhr. Wir mühten uns dann die einigermassen steile Steigung nach Truden hinauf, oben waren wir dann etwa im Hochnebel. Mit etwas besserer Sicht ging es dann weiter nach St. Lugan und hinunter nach Molina. Obwohl es nicht ganz so überzeugend aussah, entschieden wir uns dann für den Passo Maghen. Wir wurden mit einer guten Strasse fast ohne Autoverkehr und Sonne belohnt. Als Bonus gab es auch noch einen Teller Pasta auf dem Pass (immerhin etwas über 2000 müM). Frisch gestärkt ging es dann hinab ins Val Sugana, wo wir bei Spera noch ein paar steile Bonus-Höhenmeter machten. Aber dann fanden wir doch noch den Einstieg in Richtung Passo Brocon. Unterwegs dorthin gab es auch noch ein paar Gegensteigungen. Vor dem Pass fuhren wir wieder etwas durch die Wolken, auf dem Pass hatten wir dann wieder Glück: eine schöne Aussicht auf Nebelmeer und Dolomiten im Abendlicht, sowie ein geöffnetes Albergo mit Zimmer. Etwas zu Essen bekamen wir auch noch.

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Im Aufstieg nach Truden

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Auf dem Passo Manghen

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Blick vom Passo Brocon in Richtung Dolomiten

3. Tag: Passo Brocon — Passo di Gobbera — Passo di Cereda — Passo di Fedaia — Canazei

Am morgen war es zwar bewölkt, aber immerhin trocken. Nach der ersten Abfahrt galt es eine Kleine Gegensteigung, den Passo di Gobbera zu bewältigen. Wegen der Bewölkung entschieden wir uns gegen die Kombination Passo di Rolle, Passo di Valles und Passo di San Pellegrino und fuhren stattdessen in Richtung Nordosten über den Passo di Cereda nach Agordo und dann dem Lago del Alleghe entlang in Richtung Passo di Fedaia. Bei Sottoguada fuhren wir durch die Schlucht, die am Ende des Dorfes anfängt. Eintritt wollte niemand mehr kassieren. In der Schlucht begann es dann etwa zu regnen und wir stellten uns bei einem der vielen Hotels um die Mermolada Seilbahnstation herum unter. Leider war alles zu, nicht einmal eine Bar für ein warmes Getränk war offen. Nachdem wir recht lange dem teils recht heftigen Regen zugeschaut hatten, machten wir uns dann irgendwann auf den Weg in Richtung Pass. Wegen dem Regen fiel die starke Steigung (die in der Gegenrichtung erreichten 84 km/h waren bis zum Rund-um-die-Rigi Rennen jahrelang meine persönliche Höchstgeschwindigkeit) auch nicht so wirklich auf. Oben am See liess der Regen dann etwas nach. Auch auf der Passhöhe waren vier von vier Hotels geschlossen. Immerhin fanden wir dann in Canazei einigermassen problemlos eine nette Unterkunft. Dank der Nebensaison erleichterte sich auch die Auswahl eines Restaurants, es gab nur drei, wir entschieden uns für die Kombination Restaurant/Pizzeria, wobei dort wegen der schon erwähnten Nebensaison der Pizzaofen nicht lief. Naja, weil nebenbei wohl noch rasch eine ganze Busladung voller Gäste zu verköstigen war, gestaltete sich unser Service etwas merkwürdig, aber immerhin wurden wir satt.

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Marianne, Leo und Heini (v.l.n.r.) in der Schlucht hinter Sottoguada

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Blick auf Lago die Fedaia und Marmolada

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Staumauer Lago di Fedaia

4. Tag: Canazei — Sellajoch — Grödner Joch — Würzjoch — Kurtatsch

Es gab nochmals ein tolles Buffet Frühstück. Das Wetter wollte den Regen vom Vortag wieder gutmachten, es gab Sonne und blauen Himmel. Wir starten dann gleich in den Anstieg zum Sellajoch. Vom Wetter und der Landschaft her sicher eines der Highlights der Tour. Die Autos stammten zu etwa 90% aus Deutschland. Leo musste uns dann leider Verlassen und fuhr direkt Richtung Bozen hinab, während Marianne, Heini und ich das gute Wetter nutzten um gleich noch das Grödner Joch und das Würzjoch anzuhängen. Vom Würzjoch aus fuhren wir dann das Villnösstal hinab. Unten im Tal stärkten wir uns noch mit Kaffee und Kuchen und nutzten dann den teils auf dem alten Bahntrassee verlaufenden Veloweg. Netterweise sind die meisten Tunnels mit einer Beleuchtung ausgestattet, wobei die Beleuchtung mit Bewegungssensoren aktiviert wird. Bei unserem Tempo waren wir bis dann teils schon fast wieder aus dem Tunnel raus, bis endlich das Licht leuchtete. Durch Bozen wurde es wegen etwas viel Velofahrern auf dem schmalen Veloweg etwas hektisch. Südlich von Bozen ging es dann auf einem netten Veloweg — wieder auf einem ehemaligen Bahntrassee — hinauf nach Eppan. Für den Mendelpass war es dann schon etwas spät und wir fuhren weiter in Richtung Tramin und weiter durch die Rebberge nach Kurtatsch, wo wir etwa bei der dritten Herberge unterkamen. Für's Abendessen gab es auch nur etwa ein Restaurant zur Auswahl, wo wir aber gut speisten.

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Auf dem Weg zum Sellajoch

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Beim Sellajoch

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Unten am Würzjoch

5. Tag: Kurtatsch — Molveno — Tione — Lago d'Idro — Passo di Croce Domini

Am morgen gab es wieder ein recht ausführliches Frühstück und wir starten mit einem Mix aus Sonne und Wolken. Wir fuhren noch etwas das Tal hinab bis Mezzocorona und dann - der Gasleitung folgend - in Richtung Nordwesten um Mezzolombardo herum. Mit etwas Umweg fanden wir auch die Strasse nach Fai della Paganella hinauf. Beim Lago di Molveno gab's dann eine Pause. Die Strasse dem Westufer des Sees ist übrigens nicht geteert. In Tavodo bogen wir dann in Richtung Stenico ab. Die Strasse auf der Nordseite des Lago Ponte Pia war sehr schön, es gab auch noch einen Wasserfall gleich an der Strasse. Nach Tione ging es dann wieder hinauf, etwas mühsam auf einer recht verkehrsreichen Strasse. In Richtung Storo gab es dann so eine Art Veloweg, der war aber nicht so ganz durchgehend. Nach einem ersten Teil des Anstiegs, fanden wir in Bagolino noch eine Bäckerei für eine letzte Stärkung vor dem Aufstieg zum Croce Domini (immerhin 1892 müM). Der Dorfplatz von Bagolino zeichnet sich, nebenbei erwähnt, durch eine sehr romantische Tankstelle aus. Weil es schon etwas später war, hatten wir im Aufstieg weitgehend Ruhe vor motorisiertem Individualverkehr. Oben auf dem Pass setzte dann schon etwa die Dämmerung ein, dass man auf der Westseite sozusagen in die Wolken hinein fuhr, half auch nicht wirklich. Das zweite Rifugio (Bazena), in das wir hinein schaute, bot uns auch ein Zimmer. Zum Essen gab es auch etwas, als ersten Gang einen ziemlich grossen Topf Gemüsesuppe. Das passte recht gut zum Klima draussen. Drinnen konnte man sich am Feuer wärmen.

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Bei Fai della Paganella: keine Bären, dafür Esel, Schafe und Pferde

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Wasserfall bei Stenico

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Borgolino: Tankstelle und Bäckerei

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Ungefähr auf dem Croce Domini

6. Tag: Passo di Croce Domini — Breno — Passo della Presolana — Clusone — Zambla — Dossena — Lenna — Piazzolo

Das Frühstück war etwas einfacher als sonst, aber immerhin gab es genügend Brot. Bei der Abfahrt zum Start war es von Vorteil, dass man in einem warmen und trockenen Zustand starten konnte. Unterwegs galt es noch jeder Menge Kuhfladen auszuweichen und dann den zugehörigen Almabtrieb zu überholen. Nach Breno ging es hinauf nach Borno, wo wir unsere Vorräte wieder auffüllten (oder schon fast überfüllten, die übliche Folge des Einkaufens in Kohlenhydratdefizienz). Dann ging es das Val di Scalve hinauf und weiter auf den Passo di Presolana, wo wir auch auf einer Dezember-Tour mal vorbei gekommen waren. Dann ging es hinab nach Clusone, etwas langsamer als sonst weil wir von einer 1:200'000 auf eine 1:400'000 Karte gewechselt hatten. Auf dem Passo die Zambla erinnerte ich mich, dass dort auf der schon erwähnten Dezember-Tour wegen der tiefen Temperatur mein Freilauf blockiert hatte. In Oltre il Colle war es kalt und grau und man konnte beim Essen die Mühen der politischen Arbeit auf dem Dorf beobachten. Dann gab es auf dem Weg in Richtung San Marco noch die Gegensteigung von Dossena. Von San Pellegrino bis Lenna gab es wiederum einen netten Veloweg auf dem ehemaligen Bahntrassee, auch wenn es wegen mindestens einem baufälligen Tunnel einmal eine Umleitung gab. bei Olmo al Brembo begann es dann zu regnen. Glücklicherweise konnten wir uns bei einer Tankstelle bequem unterstellen, der Regen ging nämlich in ein recht heftiges Gewitter über. Als es dann nur noch tröpfelte, war es dann schon so spät, dass wir schon wieder eine Unterkunft suchen mussten. In Olmo al Brembo gab es nichts, also fuhren wir einfach in Richtung San Marco. Wir mussten nicht weit fahren, da war eine Pizzeria/Albergo angeschrieben. Eine gute Kombination. Wir mussten nur noch etwa einen Kilometer hinauf nach Piazzolo fahren. Das Lokal war sogar offen. An die etwas kalten Zimmer hatten wir uns schon fast gewöhnt. Zum Abendessen gab es dann etwa die erste Pizza der Tour.

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Bei Breno

7. Tag: Piazzolo — Passo San Marco — Morbegno — Menaggio — Lugano

Zum Frühstück gab es immerhin genügend Brötchen aus dem Pizzaofen. Derart gestärkt machten wir uns auf den Weg auf den San Marco. Es galt noch mehr als 1000 Höhenmeter hinauf zu fahren. Der San Marco war, abgesehen von der Bewölkung sehr schön. Auf den letzten 200 Höhenmetern fuhr man dann mal wieder in einer Wolke. Von der Passhöhe aus hatte man dann einen Blick auf ein paar Sonnenflecken im Veltlin. Die Abfahrt war wirklich lang, es ging etwa 1700 m hinab. Im Veltlin unten wollte es auch nicht so recht sonnig werden, statt dessen gab es ein paar Regentropfen. Eigentlich wollten wir über den Splügen in die Schweiz, aber das sah in der Richtung sehr grau und düster aus. Also entschieden wir uns kurzerhand nach Lugano auszuweichen. Die Strecke dem Comersee entlang nach Menaggio war weniger schlimm als erwartet, man konnte statt durch die Tunnels meist auf der alten Strasse direkt dem See entlang fahren. Blöderweise musste man jeweils die Strasse kreuzen. Auch der Luganersee war dann nicht so schlimm. Wettermässig war es teils sonnig und auf jeden Fall trocken. In Lugano mussten wir uns noch die ICN-Reservationen organisieren (geht nicht am SBB Automaten). Immerhin sah es dann auf der Alpen Nordseite von der Bewölkung her ziemlich ähnlich aus.

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Im Aufstieg zum San Marco

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Am Lago di Como