Zürich - Dolomiten - Istrien - Zernez

Picts by Leo

Zeinisjoch, ich schiebend (steil, Schotter, 42-26).

Tag 1

Pfäffikon - Ricken - Wildhaus - Feldkirch - Zeinisjoch - Landeck

204 km -- 26.5 km/h -- 7:40

Etwas überpünktlich ging es um 8:25 ab Pfäffikon ZH, Seehöhe. Über Nebenstrassen und diverse Hügel (Ricken) geht es nach Wattwil, wo Leo schon auf Heini und mich wartete. In weiterhin zügigem Tempo ging es über Wildhaus nach Feldkirch. Der Ill entlang weiter in Richtung Bieler Höhe. Ab Bludenz konnten wir einen Radweg benutzen, der war zwar teils nicht asphaltiert, aber durchaus Rennvelokompatibel war.

Um ca. 200 Höhenmeter einzusparen entschieden wir uns für das Zeinisjoch als Alternative zur Bieler Höhe. Am Anfang war die Strasse zwar etwas steil, aber immerhin noch asphaltiert. Die zweite Hälfte war dann nur noch steil und Schotter. Sogar Leo und Heini mussten irgendwann zum Schieben übergehen. Die Steigung ist jedenfalls nicht 42 x 26 Kompatibel.

Dann gab es noch eine nette, 42 km lange Abfahrt nach Landeck. Dort verliefen Bäckerei- und Zimmersuche problemlos. Die Portionen Spätzle waren mässig gross.


Irgendwo vor dem Timmelsjoch. Das stellt Wetter- und Landschaftsmässig etwa den Standard dar.

Tag 2

Landeck - Imst - Timmelsjoch - Jaufenpass - Sterzing - Brixen

202 km -- 23.4 km/h -- 8:35

Bei durchgehend schönstem Wetter ging es nach ein paar Umwegen bis Imst das etwas Verkehrsreiche Ötztal hinauf. Der letzte Teil auf das Timmelsjoch (2590 müM) war dann aber doch recht friedlich (dank Maut?). Selbst auf dem Timmelsjoch waren die Temperaturen noch im Kurzarm-Bereich. Die Steigung zum Jaufenpass war prima regelmässig.

Die Zimmersuche in Brixen war nicht ganz einfach, am Ende hatten wir eine Ferienwohung mit Küche. Wir nutzen diese Gelegenheit und füllten unsere Kohlenhydratspeicher mit einem Topf salzarmer Penne.


Valparola.

Auf der Abfahrt vom Valparola.

Tag 3

Brixen - Wurzenpass - Passo di Valparola - Passo di Tre Croci - Auronzo

142 km -- 20.1 km/h -- 7:05

Den ganzen Tag über herrschte wiederum Bilderbuchwetter mit milden Temperaturen. Zuerst ging es über den Wurzenpass (Passo di Erbe). Dank einiger längerer Gegenanstiege kamen wir erst bei km 30 oben auf knapp 2000 müM an. Nach einer kurzen Abfahrt ging es dann das Tal hinauf nach Badia. In St. Martin letzter Einkauf mit deutschsprachigem Personal. Native Sprache ist in der Region allerdings Ladinisch, ein Teil der Ortsschilder war dreisprachig angeschrieben.

Durch die schöne Dolomitenlandschaft und teils noch weichen Teer ging es dann auf den Passo di Valparola hinauf. Leo konnte einen Defekt am Pedal vor Ort reparieren. Weil es in Cortina noch zu früh war, fuhren wir dann noch über den Passo di Tre Croci nach Auronzo. Dort gab es massenweise Albergos und Hotels, aber ca. 3/4 davon waren geschlossen. Wir hatten diverse Offerten um die 40'000 Lire pro Person. Dann kamen wir zufällig noch an der Touristen-Information vorbei, wo wir eine Unterkunft für 20'000 Lire organisieren konnten. Das war etwas ausserhalb, wo es keine Restaurants gibt. Daher organisierten wir uns noch drei Familien-Pizzas im Take-Away. Diese (bzw. 5/6 davon) kamen nach dem Transport auf Heinis Triathlonlenker sogar einigermassen warm in der Unterkunft an.

Es waren zwar nicht viele Kilometer an diesem Tag, aber eine Menge Höhenmeter, flach war eigentlich kein Abschnitt des Tages.


Aufstieg zum Selle di Campigotto.

Geschafft: Letzte Steigung vor der Slowenischen Grenze.

Pause an einem Bergbach während der Abfahrt vom Selle Carnizza (vor der Slowenischen Grenze).

Erster Überblick Slowenien.

Tag 4

Auronzo - Selle Campigotto - Tolmin - Idrija

204 km -- 26.0 km/h -- 7:50

Die Suche nach einem Ort für's Frühstück war nicht ganz einfach, aber dann doch sehr erfolgreich. Wir fanden das Lokal der regionalen Milchgenossenschaft (oder so ähnlich) wo wir uns mit unbeschränkt Brötchen, Joghurt, etc. eindecken konnten. Dazu kam noch, dass wir das ganze drinnen im Warmen mit Tisch und Stuhl futtern konnten.

Derart gestärkt ging es über den Selle di Campigotto. Die Strasse hinab in Richtung Ovaro war etwas holperig, wies aber prächtige Galerien auf, die irgendwie nicht so recht zum Rest des Strässchens passen wollten. Weiter ging es dann über Tolmezzo nach Resiutta und dort dann einem netten Flüsschen entlang talaufwärts. Nach der Abzweigung Richtung Slowenien wurde es dann etwas steiler. Die letzten 600 Höhenmeter galt es dann auf einem Strässchen mit 12% bis 20% Steigung zu erklimmen. Die Ketten hielten zum Glück. Die Abfahrt war netterweise deutlich weniger steil.

Am italienischen Zoll wurden unsere Identitätskarten ausführlich begutachtet und dann von Hand der Schlagbaum geöffnet. Es machte den Eindruck, als ob der Zöllner eine eher ruhige Kugel schiebt. Am slowenischen Zoll (nach einer nochmaligen, unerwarteten Steigung) wurden wir durchgewunken und die Barriere per Knopfdruck geöffnet. Wir hatten es also immerhin schon mal bis Slowenien geschafft!

Den Slowenen könnte man noch Laubgebläse zwecks Strassenreinigung verkaufen. Egal, ob man talauf- oder talabwärts fährt, in Slowenien fährt man meistens ein dezentes Hügelprofil.

Über Tolmin ging es auf der Hauptstrasse nach Idrija. Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Weil es zeitlich nicht mehr reichte, beschlossen wir, Ljubljana links liegenzulassen.

Idrija ist zwar gemäss Karte ein grösserer Ort, aber es fanden sich keine Hinweise auf eine Unterkunft -- abgesehen von einem fünfstern Hotel. Im erstaunlicherweise noch geöffneten Fruchtladen (Samstag abend, etwa 18 Uhr) erfuhren wir dann (viele Slowenen können Englisch und/oder Deutsch), dass die einzige in Frage kommende Herberge 15 km talabwärts liegt. Dort hatten wir noch angehalten, diskutiert und entschieden nach Idrija weiterzufahren.

Eine der Fruchtladenkundinnen erbarmte sich dann unser und wenig später sassen wir einer sich in Renovation befindlichen Wohnung und futterten der Familie wohl die Vorräte leer. Das Gespräch u. a. mit dem Stadtarchivar von Idrija war überaus interessant

Als Alternative zur Unterbringung im Wochenendhaus der Familie wurde uns ein Platz im übers Wochenende leer stehenden lokalen Internat organisiert.


Frühstück in Idrija. Es ist kälter als es vielleicht aussieht.

In den kroatischen Hügeln, Doppelleitplanke der Ralley-Strecke ist erkennbar.

Tag 5

Idrija - Rijeka - Volosko

176 km -- 26.7 km/h -- 6:40

Morgens um 8 wurden wir pünktlich aus dem Internat entlassen (der Nachtwächter verschwand schon um 5 Uhr morgens). Draussen war es etwas neblig. Wir wurden noch bis zum (Sonntag morgens!) geöffneten Supermarkt begleitet. Dort organisierten wir unser Frühstück (Brot, Schoko-Brotaufstrich, Joghurt, etc.). Nach dem open air Frühstück ging es gut vorgekühlt los in Richtung Süd-Ost. Schon bald hörte der Nebel auf und die Sonne strahlte wieder. Über eine Vielzahl kleinerer Hügel arbeiteten wir uns zur Slowenisch-Kroatischen Grenze vor.

Am Zoll mussten wir auf beiden Seiten die ID zeigen. Der slowenische Zöllner war nicht so glücklich, er musste uns noch nachrennen und kontrollierte unsere Ausweise als wir am Foto mit dem kroatischen Grenzschild waren. Er hatte offenbar bei unserer Durchfahrt gepennt.

Dass das Bruttosozialprodukt in Kroatien tiefer ist als in Slowenien, war nach der Grenze unschwer an Verkehrsaufkommen und Strassenzustand erkennbar. An einem Schlagloch zog sich Heini eine beträchtliche Beule in der Hinterradfelge ein. Bei Leo ging ein Schlauch drauf (Schlangenbiss). Ich war überaus glücklich, dass sich mein Vitus nicht dafür entschied, mitten in der kroatischen Pampa zu brechen.

Nach vielen Hügeln mit jeweils recht coolen Abfahrten (Ralleystrecke mit nicht zu engen Kurven) sahen wir dann irgendwann das Meer.

Die Durchquerung von Rijeka war nicht wirklich angenehm, aber es ging. Wenig später waren wir dann auch schon am eigentlichen Ziel der Reise: Volosko. Mit Sandstrand und Sonnenuntergang war leider nichts, aber es handelte sich doch immerhin um ein einigermassen nettes Städtchen am Meer.

Wir fanden sogar auf anhieb eine einstern Unterkunft für 20 Deutschmark, die wir in Franken und Lire bezahlten.

Abendessen am Hafen auf einer Terrasse. Es war angenehm warm. Der weite Weg hatte sich also voll gelohnt.


Frühstück in Volosko im Hafen. Diesmal ist es richtig angenehm warm.

Während dem Frühstück in Volosko.

Die schöne Küstenstrasse auf der Ostseite Istriens.

Drive-by-Culture, diesmal sogar mit Sicherheitsabstand. Novograd an der Westküste Istriens.

Bananenbeschaffungsmöglichkeit.

Tag 6

Volosko - Pazin - Porec - Koper

179 km -- 27.0 km/h -- 6:40

Diesmal war beim Frühstück (am Hafen) die Temperatur überaus erträglich. Der Küste entlang ging es erst in Richtung Süden. Entgegen der Erwartungen war dieser Abschnitt eigentlich sehr schön, die Strasse verlief etwa 100 m über dem Meer und es gab immer wieder eine nette Aussicht.

Über diverse Hügel ging es dann in westlicher Richtung quer über Istrien, in Pazin Mittagsrast. Die Westküste Istriens konnte nicht so recht überzeugen, die Strasse verlief nur selten entlang der nicht wirklich spektakulären Küste und wies eine Menge Höhendifferenzen auf. Teils war auch etwas viel Verkehr. Das Stück nördlich von Umag war dann wieder einigermassen nett, auch wenn nicht direkt entlang der Küste.

Wir kamen dann wieder problemlos über die Grenze nach Slowenien zurück.

In der netten Hafenstadt Koper fanden wir nach etwas suchen ein Zimmer in der Altstadt. Auf das Essen mussten wir zwar etwas lange warten, aber mit Pasta- und Pizzagang wurden wir einigermassen satt. Auf dem Rückweg vom Abendessen gönnten wir uns sogar etwas Kultur und machen einen Umweg um die Kirche anzugucken.


Frühstück in Koper, auch am Hafen, Temperatur einigermassen OK.

Kohlenhydratnachfuhr in Palmanova.

Die Kehrtunnels des Passo di Boldo. Die züricher Polizei hat wohl einen Haufen ähnlicher Fotos von mir, aber in weniger interessanter Landschaft.

Tag 7

Koper - Passo di Boldo

203 km -- 29.8 km/h -- 7:00

Weil uns Venedig (eine ursprüngliche Idee als Endziel) zu kompliziert war mit der Rückreise mit dem Zug entschieden wir uns, zu versuchen in die Schweiz zurückzufahren. So stand eine richtige Flachlandetappe durch die Poebene an.

Für das Frühstück wurden wir in einer Bäckerei die letzten slowenischen Dollares los (Teilbezahlung in Lire). Einnahme des Frühstücks wieder am Hafen, die Temperaturen waren aber etwas weniger angenehm als in Volosko.

Triest war schon bald erreicht und wir schafften auch eine halbwegs lineare und effiziente Durchquerung desselben [es geht, ohne, dass man zwischendurch die Autobahn benutzt]. Dann kam das Tempobölzen durch die Poebene, viel Verkehr, wenig Kurven. Zwischendurch hatten wir mal eine Gerade von ca. 25 km Länge.

Im letzten Städtchen vor den Bergen (Vittorio) bekam Heini für 60'000 Lire eine neue Felge (Preis incl. Einspeichen!). So konnte er auch wieder hinten bremsen, was wohl für die Pässe ganz praktisch gewesen sein dürfte.

Den ersten Pass hatten wir uns redlich verdient. Der Passo di Boldo hatte sogar noch etwas spezielles zu bieten: im oberen Teil waren die Kehren in Tunnels verlegt.

Die Zimmersuche war einigermassen einfach, auf der Abfahrt vom Passo di Boldo fand sich recht schnell ein Zimmer. Für das Abendessen mussten wir allerdings nochmals auf den Pass zurück. Dabei tauschten wir mal die Velos. Mir waren leider beide etwas zu gross; Leo hat aber eindeutig den härtesten Sattel von allen.

Beim Abendessen in der Albergo auf der Passhöhe waren wir die einzigen Gäste und wurden mit Pasta bekocht. Die Portionen waren allerdings nicht überwältigend. Dolci gab's keine.


Passo di San Pellegrino. Immer noch schön und warm in den Dolomiten!

Tag 8

Passo di Boldo - Passo di S. Pellegrino - Karerpass - Bozen - Meran - Naturns

178 km -- 24.9 km/h -- 7:10

Kalte Abfahrt, kaltes Frühstück, rascher Aufstieg in Richtung Passo di S. Pellegrino. Das Wetter war immer noch so schön wie bei der ersten Durchquerung der Dolomiten! Der S. Pellegrino war etwas länger, steiler und schöner als ich ihn von der ersten Überquerung (vor ca. einem Jahr) her in Erinnerung hatte. Der Karerpass war von der Ostseite her kein grosses Problem. Die Abfahrt bis Bozen recht nett (lang). Von Bozen her wird der Pass wohl nicht wirklich velogeeignet sein.

In Bozen haben wir dann noch die Bäckerei geplündert (eine von vielen auf unserer Tour) und kamen eigentlich recht zivilisiert durch. Die parallel zur Autobahn verlaufende Hauptstrasse nach Meran war ruhig. Ich hatte dann mal noch einen Kettenriss, der dank Leo schnell behoben war.

Meran war verkehrstechnisch dann nicht mehr so lustig und bis Naters kam dann auch nicht viel Freude auf. Immerhin überholte uns nur ein Lastwagen italienisch (Hupen, dem Velofahrer 2 Sekunden Zeit geben, in den Strassengraben zu hüpfen, durchfahren). Dank dem Verkehrsbüro hatten wir in Naters schnell die billigste Bleibe ausfindig gemacht. Dorthin galt es allerdings noch eine 30% Steigung und einen Hund zu überwinden.

Abends gab's einigermassen grosse Portionen. Sogar die Salatbuffet-Teller waren so gross, dass das Stapeln schon fast keinen Spass mehr machte (nach unserem Durchgang waren die Kohlenhydratquellen des Salatbuffets mengenmässig deutlich reduziert).


Leo über dem Vintschgau.

Steigung in einer der Apfelplantagen in synchron-kürveltechnik bezwungen.

Heini vor dem Ofenpass.

Zernnez...

Tag 9

Naters - Ofenpass - Zernez

105 km -- 21.0 km/h -- 5:00

Weil wir eigentlich nur noch den Ofenpass vor uns hatten und verhindern wollten, dass Heini uns noch über den Flüela schleppt, zogen wir es vor, die Umfahrung der Hauptstrasse und ein paar Bonus-Höhenmeter miteinander zu verbinden. So fuhren wir ab Schlanders auf der nördlichen Talseite über Tannas. Die Strasse verläuft ein paar hundert Meter über dem Talboden und bietet eine sehr schöne Aussicht über die Apfelplantagen und auf die gegenüberliegende Talseite.

In Glurns wurde die letzte Bäckerei geplündert. Irgendwann waren wir dann wieder in der Schweiz, den Ofenpass schafften wir dann auch noch und in Zernez hatten wir bald einmal einen Zug in Richtung Susch. Damit war dann unsere 9-Tage-Sonnenschein Tour zu Ende.

Total: 1588 km

Beat H.