(und zurück nach Brig)
8. bis 17./18.März 2002
Text: Heini
Bilder: Klemens
Frühmorgens (Bild) trafen wir uns auf dem Zug Richtung Genf - eine Delegation des VMC Liestals, Beat und ich, sowie RMSV Frauenfeld respektive Familie Bont, Leo und Klemens. Nach einem kurzen Kampf durch den Verkehr genevoise befanden wir uns dank Klemens kartenkundiger Führung schon bald auf kleinen Nebenstrassen durch die ersten französischen Hügel. Schon bald Treffen wir wieder auf die Rhone, und mehr oder weniger flach - entsprechend mir einem Schnitt über 30 km/h - geht es weiter Richtung süd-westen. In Sablons - am Fusse des Massiv Central - treffen wir erneut auf die Rhone, und machen uns auf die Unterkunftssuche. Etwas passendes und günstiges finden wir wie erwartet an der Autobahnausfahrt, doch das dortige Essen hätten wir wohl lieber nicht degustiert.
Da es im Formul 1 kein Frühstück gibt - kein Wunder bei 11 Euro p.P. - verspeisen wir dieses frisch vom Bäcker an der schönen Rhone, auch wenn es etwas kühl ist. Nun geht es los mit dem Massiv Central. S.Bonnet le Froid (Bild) ist der erste "Höhepunkt", weiter geht es über waldiges Berg und Tal auf abgelegenen Strassen nach Ste Florine. Dort logieren wir in einem wenn auch nicht ganz so günstigen Hotel, dafür importieren wir die Pizzas aus der leider übervollen Pizzeria - und hinterlassen entsprechende Spuren im Zimmer.
Um der externen Früh-Frische zu entgehen, importieren wir auch das Frühstück ins Zimmer - verbrosmet ist es ja sowieso. Verpflegt machen wir uns nun auf den Weg, um die echten Berge des Massifs zu erleben. Diese sind aber leider gar so hoch, dass aufgrund des Schnees die Route verlegt werden muss. Wir halten mehr Richtung Süden, und gelangen nach drei Pässlein und einem ersten Platten auf eine schöne Plateau-Landschaft mit hübschen Dörflein und etlichen Schlössern. Am Ende dieser geht es zum Lot hinunter, wo Entraygues uns erwartet. Auch dort finden wir eine passende Auberge, jedoch mit etwas kleinen Lebensmittelbeständen, wie sich erweisen soll. Jedenfalls scheint der Koch nach zwei Portionen Reis sowie zwei mal Teigwaren nur noch mit Kartoffeln dienen zu können, doch auch diese verspeisen wir freudig. So langsam müssen wir uns über den weiteren Tourenverlauf einigen. Eigentlich war ja das sonnige Spanien das Ziel, doch bis nach Biarrize wären es noch zwei Flachetappen, und schlechtes Wetter ist in jener Ecke prognostiziert. Deshalb wollen wir weiter Richtung Süden halten, und vielleicht die Côte d'Azur unsicher machen.
Bereits wenige Kilometer nach dem Start treffen wir auf das malerische Conques (Bild), welches uns zum Sight-Seeing veranlasst. Weiter geht es nach Rodez und essen dort den empfehlenswerten französischen 800g Standardcake. Die Landschaft scheint uns leider nicht mehr so prachtvoll, wohl vor allem weil wir mit heftigem Gegenwind zu kämpfen haben. Von der windigen Hochebene füchten wir ins canyonartige Tal, hinunter nach Millau, wo es gar eine Jugendherberge geben soll. Sehr zum Unmut von Klemens, welcher sich dort nicht sehr wohl fühlt. Dafür können wir gar einmal unsere Kleider waschen, und haben ein 4er Appartement für uns.
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Alles dem Fluss entlang - durch prächtige Canyons (Bild) - geht es weiter. Leider beginnt es irgendwann doch zu regnen, und da weit und breit keine Bahnstation ist, muss auch Klemens' Velo nass werden. Wir überqueren den Col de Jalcreste, denn in Alès wäre der nächste Bahnhof. Doch bis dahin ist das Wetter bereits besser und die Landschaft plötzlich mediteran angehaucht, weshalb wir die Reise gerne fortsetzen. Sodann steuern wir Pont du Gard an, ein hübsches Aquädukt (Bild), welches wir auch überqueren. In Remoulin haben wir etwas lange für die Unterkunftssuche, doch auch hier lässt sich schliesslich ein günstiges Familienzimmer finden.
Wie immer das Zmorgen im Zimmer verspiesen geht es nun auf in die Provence. Wir begegnen wieder der Rhone und überqueren hübsche waldige Hügelchen (Bild) aber auch eine weite Ebene, bevor wir in die eigentliche Provence vordringen. Die dünne Besiedelung treibt uns fast in den Hungerast, jegliche Reserven werden aufgezehrt, bevor wir endlich wiedermal eine offene Boulangerie finden (Bild). In Aups gefällt es uns schliesslich so gut, dass wir beschliessen dort zu bleiben. In Richtung Canyon du Verdun, welchen wir im Visier haben, ist so gut wie keine Übernachtungsmöglichkeit vorhersehbar.
Unser Durchhaltewille wir auf eine harte Probe gestellt. Das Wetter scheint nicht so toll zu werden, sodass wir besser Richtung Küste statt Canyon halten. Nachdem uns kurz aufeinander rund drei Platten ereilt haben, beginnt es auch heftig zu regnen. Unser Ziel wird der Bahnhof an der Küste, in strömenden Regen und über halbe Autobahnen gelangen wir völlig durchnässt nach St.Raphael. Obwohl es mittlerweile zu regnen aufgehört hat, haben meine drei Kollegen nichts als den nächsten Zug im Kopf, doch da es diesen nicht wunschgemäss gibt, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als auch weiterzupedalen. Schön ist die Küstenstrasse jedenfalls (Bild), und es bleibt glücklicherweise trocken. Im Promenadenpark von Cannes breiten wir skandalöserweise unsere nassen Kleider aus und verpflegen uns. Die Strasse weiter nach Nizza ist zwar dreispurig und recht verkehrsreich (Bild), dennoch überleben wir irgendwie und können nach einer kurzen Stadtvisite die Jugi von Nizza aufsuchen. Dort versuchen wir uns mit kochen und verschlingen spielend 1 kg Teigwaren.
Unser gestriges Ausharren soll heute erst richtig belohnt werden. Traumatisiert vom gestrigen Küstenverkehr umfahren wir Monaco geschickt über den hübschen kleinen Col de la Madone - mit prächtiger Sicht hinunter zum Meer. Wieder an der Küste überqueren wir die italienische Grenze, stechen aber bald wieder in die Hügel, um die verkehrsarmen Strässchen über den Colla Langan sowie den Passo di Tegia zu geniessen. Wegen den vielen Höhenmetern werden es heute nicht so viele Kilometer, dafür erzielen wir in der Unterkunft einen Volltreffer. Mitten im Olivenhein erwartet uns der Agriturismo Ca'du Fuin, und eine nette italienische Signora, die uns gerne zwei Pastagänge neben der Pizza serviert.
Dank detailierten Karten des Agriturismos kreuzen wir durch das bergige Hinterland, wenn auch nicht alles asphaltiert ist. Hübsche Dörflein und kleine Pässe säumen unseren Weg, und so nähern wir uns Genua. Denn berufliche Verpflichtungen (Klemens) oder Ferien auf Mallorca (Beat) stehen bald an, sodass man sich einer Bahnstation nähern sollte. Doch bevor wir den letzten Pass zur Küste traversieren, übernachten wir noch einmal in dem kleinen Kaff Vara, wo glücklicherweise doch noch eine Allbergo offen ist. Dort gibt's dann auch feine Pastas, sodass wir die italienische Küche nochmals geniessen können.
Unsere Abfahrt verzögert sich etwas, da der Bäcker das Bergdorf noch nicht erreicht hat. Als die Brötchen schliesslich doch eingetroffen sind, können wir die letzten Pässe in Angriff nehmen. Leider ist es recht dunstig, sodass uns die Sicht auf's Meer hinunter verwehrt bleibt. Dennoch ist es eine schöne Gratstrasse der wir entlangfahren, bevor es an die Küste hinunter geht. Wir kämpfen uns nach Genua hinein, wo meine Mitpedaler nun doch den Zug nehmen, um in die Schweiz zurückzukehren. Mich hingegen reizt es allzusehr, die Tour doch bis zurück in die Schweiz zu vollenden. So erklimme ich nochmals ein Pässchen Richtung Landesinneres, und gelange so nach Alessandria. Die dortige Jugendherberge ist leider unvorhersehbarerweise geschlossen, dafür vermittelt mir die nette Dame des Tourismusbüros einen günstigen Agritourismo (25 Euro)- allerdings noch einige Kilometer entfernt. Bis ich jenen erreicht habe, ist es zwar schon bald dunkel, dafür muss ich so morgen weniger weit. Es wird mir sogar noch ein Spaghetti-Mahl zubereitet, obwohl sie dazu angeblich nicht die Konzession hätten.
Auch das Frühstück ist reichhaltig, sodass ich für die Po-Ebenetraverse gerüstet bin. Sehr abwechsluchsreich ist es zwar nicht, bis doch endlich Berge am horizont erscheinen. Dem Lago d'Orta entlang geht es in bereits bekanntes Gebiet, ins Tal nach Domodossola. Nun steht aber noch der Simplonpass im Weg, um in die Schweiz zu gelangen. An den Schneemaden vorbei erreiche ich ziehmlich ausgelaugt die Passhöhe - die Autocarris haben es glücklicherweise nicht geschaft, mich zu Strassenbelag umzufunktionieren. Nun folgt nur noch eine kalte Abfahrt nach Brig, wo ich nach einem Döner-Kebap den Zug nach Liestal besteige.