Westalpen und ein bisschen Jura

8 Tage mit viel Sonne und Höhenmetern

2. – 9. Oktober 2022

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1. Tag: Martigny – Col de la Forclaz – Col des Saises – Cormet de Roseland

174 km, 4650 hm, 8:23, 20.8 km/h

Von der Regenverteilung her entschied ich mich für Martigny als Startpunkt. Der Interregio ab Visp fiel aus, mit dem Regionalzug ging es gut 30 min länger bis ich Martigny. Das war nicht so tragisch, weil die Strassen so etwas mehr Zeit zum Abtrocknen hatten. Im Aufstieg zur Forclaz kam dann schon die Sonne heraus, bei Chamonix gab es einen schönen Blick auf den Mont Blanc. Ich vermied die Hauptstrasse im Tal in Richtung Col de Saises. Roseland war sehr schön, es gab dort auch noch eine Kaffeepause. Auf einem Veloweg ging es ein Stück in Richtung Iseran, ich entschied mich dann noch vor Sonnenuntergang in Sainte Foy Tarentaise den Tag abzuschliessen. Es gab eine recht anständige Unterkunft mit gutem Abendessen und Frühstück ab 7 Uhr.

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Blick zurück auf Martigny

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Vor Chamonix (nicht der Mt. Blanc)

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Kurz vor der Passhöhe Roseland

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Stausee beim Roseland

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Höhepunkt des Tages

2. Tag: Iseran – Galibier – Izoard

207 km, 5480 hm, 10:23, 19.9 km/h

Beim Check-Out machte mich die Receptionistin darauf aufmerksam, dass es schon Schnee auf dem Iseran gibt und der Pass gesperrt ist. Auf dem Veloweg hatte ich am Vortag keine Schilder gesehen. Ich schaute mir dann die Alternativen (grosser Umweg, wenig attraktiv) an und versuchte vergeblich einen brauchbaren Strassenzustandsbericht zu finden. Weil Iseran einer der Hauptgründe für die Tour war, fuhr ich dann doch bergwärts. Auf dem Roseland auf ca. 2000 müM hatte es gar keinen Schnee gegeben. Ich interviewte den Fahrer eines Abschlepp-Lastwagens mit einem uneindeutigen Resultat. Vor der zweiten «Iseran Ferme» Tafel war ich schon seriös an der Planung der Umgehung, als zwei Arbeiter vom Strassenunterhalt auftauchten. Die meinten, dass der Pass eigentlich noch gleichentags geöffnet werden sollte und die Kollegen am räumen sind. Der eine hatte vom Vortag ein Bild von jemandem auf der Passhöhe mit ca. 40 cm Schnee gesehen. Auf der Strasse war einiges los. Lastwagen und Handwerker für die Vorbereitung der Wintersaison. Nach Val d'Isère war die Strasse dann gesperrt aber noch kein Schnee in Sicht. Ein Lastwagen mit Schneepflug tauchte irgendwann auf. Auf den letzten 100 Höhenmetern gab es dann ein bisserl Schnee und ich musste etwa 2 m laufen um eine dünne Eisplatte zu überqueren. Dann gab es eine ziemlich lange Abfahrt. In Saint Michel de Maurienne war die Tafel beruhigend, mindestens via Tunnel sollte der Galibier (etwas weniger hoch als der Iseran) passierbar sein. Col du Télégraphe hatte wenig Verkehr. Beim Galibier kam der Scheiteltunnel etwa 100 Höhenmeter unterhalb der gesperrten Passtrasse, beide Optionen waren für Velos illegal, aber der Pass liess sich durchgehend fahren. Die Abfahrt war immer noch so flott, wie ich es vom letzen Mal vor knapp 20 Jahren in Erinnerung hatte. In Briançon entschied ich mich, noch den Izoard anzuhängen, teils davon motiviert dass ich das Hotel auf der anderen Seite von der Herbsttour vom vergangen Jahr her kannte. Den Sonnenuntergang auf der Passhöhe verpasste ich knapp. Weil ich erst nach 19 Uhr ankam, gab es das Menu vor der Dusche.

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So viel Schnee braucht es, um einen französischen Pass zu sperren.

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Höchster sinnvoller Punkt der Reise

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In der Abfahrt vom Iseran

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Im Aufstieg zum Galibier

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Galibier

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Izoard nach Sonnenunterang

3. Tag: Vars – Bonette – Colmiane

170 km, 3850 hm, 8:26, 20.2 km/h

Frühstück sollte es erst ab 8 Uhr geben, daher liess ich es aus, im Wissen dass es in Jausiers eine brauchbare Bäckerei gibt. Nach einem Kaffe und Croissant in Guillestre ging es über den Vars (nicht attraktiver geworden seit dem letzten Jahr). Die Bäckerei am südlichen Ende von Jausiers ist auf Goolge Maps nicht zu finden, aber versorgte mich tip top. Dann ging es über den Bonette, die Schlaufe um den Schuttkegel war eigentlich gesperrt aber problemlos zu passieren. Oben war das Wetter für Oktober recht mild. In St. Étienne de Tinée machte ich eine Kaffeepause und telefonierte die in Frage kommenden Unterkünfte ab. Die vierte hatte dann noch etwas frei. Dann ging es ziemlich lange hinab, als Dessert gab es noch den Colmiane. In Saint Martin Vésubie sah man noch massive Spuren der Überschwemmungen von vor vermutlich 2 Jahren. Ansonsten erreichte ich den kulinarischen Tiefpunkt der Reise. Weil es mit Unterkünften nicht so rosig aussah rief ich bei einem Hotel in Beuil an. Netterweise wurde ich dabei darauf aufmerksam gemacht, dass die Strasse durch die Schlucht des Cians gesperrt ist. Das war ziemlich relevant für die Planung.

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Die Bäckerei in Jausiers

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Blick in Richtung Col de la Bonette

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Höchster sinnfreier Punkt der Reise

4. Tag: Turini – Castillon – Sainte Agnès – Madone – Couillole

197 km, 4070 hm, 9:35, 20.7 km/h

Es ging zuerst etwas das Tal hinab, dann über den Turini, wo es schon fast beängstigend wenig Verkehr gab. Danach ging es bis zur Autobahn oberhalb von Menthon. Wegen der überschaubaren Auswahl an Hotels und der gesperrten Schlucht musste ich darauf verzichten, ganz an's Meer zu fahren. Ich begnügte mich mit dem Anblick von oben. Die Strasse nach Sainte Agnès und dann weiter über den Col de Madone war sehr schön und dank einer mit dem Velo passierbaren Baustelle autofrei. In Cantaron gab es einen Halt bei einem Supermarkt, alles andere konnte man wegen Siesta vergessen. Danach kamen zwei kleinere Hügel, anschliessend ging es auf einer grösseren Strasse nordwärts. Dank ordentlichem Rückenwind war das erträglich und nördlich vom Zusammenfluss von Var und Tinée war der Verkehr wieder recht ruhig. Dann musste ich ein kurzes Stück auf der gleichen Strasse (immerhin entgegengesetzte Richtung) wie am Vortag fahren. Der Couillole zog sich ein bisschen, war aber ganz nett. Die Mühe lohnte sich für die Unterkunft in Beuil.

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In der Abfahrt vom Turini, Notre Dame de la Menour

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Ziel der Reise: immerhin Blick auf's Meer

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Roubion, im Aufstieg zum Couillole

5. Tag: Cayolle

198 km, 4070 hm, 9:35, 20.7 km/h

Nach einem grosszügigen Frühstück ging es erst ein bisschen hoch und runter und danach den Cayolle hinauf. Die Landschaft erstrahlte in den schönsten herbstlichen Farben. Danach ging es einigermassen lange hinab. Ansonsten war es eher eine Transfer-Etappe, wobei der Lac de Serre-Ponçon ganz nett war. In Chorges sollte es eigentlich eine über Mittag geöffnete Bäckerei geben, die hatte aber gerade Ferien. Also wieder Intermarché und Couscous-Salat. Bis nach Corps gab es noch ein paar kleinere Pässe, ich konnte die Nationalstrasse dadurch weitgehend vermeiden. Als Abschluss gab es noch etwa 200 knackige Höhenmeter zur Unterkunft oberhalb von Corps. Es wurden gute Aussicht und eine erstaunlich gute Küche geboten.

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Kurz nach dem Start

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Im Aufstieg zum Cayolle

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Cayolle

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Cayolle

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In der Abfahrt vom Cayolle

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Lac de Serre-Ponçon (hatte auch schon mehr Wasser)

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Unterwegs

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Ausblick von der Unterkunft oberhalb von Corps aus

6. Tag: Parquetout – Ornon – Alpe Huez – Croix de fer – Chaussy

183 km, 5160 hm, 9:47, 18.7 km/h

Es sollte der letzte sonnige Tag sein, das Programm passte. Der Parquetout war dank einer weiteren Baustelle verkehrsfrei (sonst wäre wohl auch nicht viel los gewesen), danach kam der Oron, auch ganz nett. Dann fuhr ich das erste Mal die Alpe d'Huez hinauf. Ich war einerseits etwas überrascht, dass nur der Anfang mit etwas um 10% etwas steil ist, andererseits war es nicht so hässlich wie ich erwartet hatte. Man fährt einfach das letzte Drittel durch ein Ski-Resort. Die TdF Route ist bestens ausgeschildert. Danach ging es ganz nett (weitere Baustelle) nach Allemond. Von dort aus standen noch 20 km Steigung (mit zwei gröberen Gegensteigungen) zum Col de la Croix de fer an. Der obere Teil, etwa ab dem Stausee vor der Verzweigung um Glandon, war sehr schön mit viel Aussicht auf die umliegenden Gipfel. Danach hatte ich noch genügend Zeit für den Col de Chaussy. Die Übernachtung gab es in einem Autobahn-Hotel in La Chambre, dazu passen das Abendessen in einer Beiz für die Lastwagen-Fahrer (war nicht übel, ich wurde definitiv satt). Ansonsten sah die Regensituation für den kommenden Tag nicht so gut aus, aber meine Unterkunft war nahe an einer TER Haltestelle.

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Im Aufstieg zum Parquetout, Blick auf den Nebel im Tal

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Alpe Huez

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Beat Breu war definitiv schneller als ich

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In der Traverse von Huez nach Allemond

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Stausee unterhalb vom Croix de fer

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Blick in Richtung Croix de fer

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Blick vom Croix de fer

7. Tag: Transfer per Bahn nach Nyon; Nyon – Murten

118 km, 1520 hm, 5:06, 23.2 km/h

Alle Wettermodell sagten anhaltenden Regen bis nach Genf voraus. Weil ich die Strecke eh schon gefahren war und ich auch nicht unendlich scharf darauf war, Genf zu durchqueren, ging ich auf den Zug, mit Umsteigen in Chambéry und Genf kam ich vernünftig bis nach Nyon. Dort musste ich noch etwa 3 Stunden in einem Kaffee tot schlagen, was nicht so schwierig war. Der Regen hörte gegen 12 Uhr auf und ich folgte der Veloland-Route 488 oberhalb des Genfersees. Dann schwenkte ich auf die 63 in Richtung Payerne ein. Weil links (Jura) und rechts (Alpen) die Wolken hingen, entschied ich mich für Murten als Tagesziel. Es zogen noch zwei gröbere Schauer-Zellen vor mir durch. Bei der zweiten konnte ich nicht so recht ausweichen. Das Hotel und das Restaurant in Murten waren ganz nett.

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Schauerzelle I

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Schauerzelle II

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Etwas Kitsch am Murtensee. Die Hoffnung liegt über dem Jura.

8. Tag: Murten – Chasseral – Sundgau – Basel

165 km, 3570 hm, 7:59, 20.7 km/h

In Anbetracht der Wettersituation entschied ich mich dagegen, nach Zürich zu fahren. Der Nordwesten versprach deutlich mehr Sonne. Zudem war vom Hotel aus der Chasseral gut sichbar. Auf dem Chasseral gab es schon Sonne und Aussicht auf die Wolken über dem Mittelland. Die Alpen waren auch ein wenig sichtbar. Dann ging es wunderschön durch den Jura mit einer Kaffepause in Saignelégier. Ich folgte mehr oder minder der Veloland Route 7, liess aber die nicht asphaltierten Stücke aus. Auf der Challhöchi (dort hatte ich die gestrichtelte Line, die den fehlenden Belang andeutet, übersehen) gab es dann einen kleinen Knall und mein hinterer Reifen war platt. Typischer Conttinental Flankenschlitz. Zu meinem Erstaunen funktionierte das Stück Pannenschutz-Band über dem Schlitz recht gut und ich kam die restlichen 20 km problemlos nach Basel. Dort ging es auf den Zug.

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Blick vom Chasseral in Richtung Südwest

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Blick vom Chasseral über's Mittelland

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Mont Soleil

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Blick vom Jura in's Sundgau

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Zum Glück noch nicht das Ende der Reise