Oster-Tour 2022: Sella Runde von Zürich aus

7 sonnige Tage ohne Regen im April

12. – 18. April 2022

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1. Tag: Zürich – Wildhaus – Julier – St. Moritz

230 km, 3950 hm, 11:03, 20.8 km/h, 16 °C

Noch vor der Hauptverkehrszeit schaffte ich es aus Zürich hinaus, via Forch und Grüningen nach Rüti, über die Dachsegg nach Goldingen, durch den Tobel nach Rüeterswil und über den Oberricken hinab nach Wattwil. Das Toggenburg hielt sich der Autoverkehr in Grenzen und ich blieb auf der Hauptstrasse. Das Wetter machte auch ganz gut mit. Von Buchs bis Chur fuhr ich etwa 50 km flach im Gegenwind. Immer etwa dem Rhein entlang, mit oder ohne Asphalt. Es wurde mit etwas Föhn über 20 °C warm. Ab Domat/Ems nahm ich die Veloland Gravel-Route und blieb auf der nordöstlichen Seite vom Hinterrhein. Ich fuhr auf der östlichen Talseite weiter und machte ein paar Zusatz-Höhenmeter. Der Auto- und Lastwagen-Verkehr nach Tiefencastel war zum Aushalten. In Tiefencastel fand ich nur eine Bäckerei, deren Auswahl nicht so prickelnd war. Weil ich vom Trinken her noch im Winter-Modus gefahren war, war ich wohl etwas dehydriert. Der Julier (auch schon länger nicht mehr gefahren) zog sich mit seinen Gegensteigungen ein bisserl, irgendwann hatte ich es aber auch geschafft. Im Engadin lag nur noch erstaunlich wenig Schnee, die Unterkunft war schon organisiert. Zum Abendessen gab's eine Suppe (den Julier hinab hätte ich mehr anziehen können) und eine etwas käselastige Pizza.

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Dem Rhein entlang.

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Hinterrhein bei Domat/Ems.

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Julier

2. Tag: St. Moritz – Bernina – Aprica – Tonale – Campo Carlo Magno – Ponte Arche

206 km, 3700 hm, 9:29, 21.7 km/h, 15 °C

Das Frühstücks-Buffet war grosszügig. Beim Start lag die Temperatur noch unter dem Gefrierpunkt, gut ging es bald einmal den Bernina hinauf. Erstaunlich wenig Verkehr. Im Aufstieg in Richtung Aprica spielte ich mit dem Gedanken, noch den Mortirolo einzubauen weil kein Schnee sichtbar war. Ich liess es aber sein und blieb auf der Hauptstrasse. In Aprica besuchte ich noch einen Supermarkt. In Edolo musste ich etwas nach dem Einstieg zum nicht wirklich markierten Veloweg in Richtung Tonale suchen. Der erste Teil bis etwa Monno (wo wir im Herbst vom Gavia her kommend zum Mortirolo abgebogen waren) war durchaus die Quer-Bereifung wert. Der sonst sehr anständige Veloweg ging dann bis Ponte di Legno, wo er irgendwie in der Garage eines Skilifts endete. Der Verkehr auf den Tonale liess sich aushalten. Es sah überall recht trocken aus, nur dank der Schneekanonen gab es ein paar weisse Bänder in der Landschaft. Zum Dessert gab's noch den Passo Campo Carlo Magno. Recht ruhig aber landschaftlich mässig unterhaltsam. In Madonna di Campiglio machte ich noch meine Unterkunft klar, ein Grand Hotel in einem Dorf etwas westlich von Trento. Ab Sant'Antonio di Mavignola nahm ich eine Variante südöstlich der Hauptstrasse, die dann in einem wieder recht angenehmen Veloweg mündete. Die Unterkunft war wirklich recht nett und es gab ein Fine Dining im Hotel-Restaurant.

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St. Moritzer See

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Bernina

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Lago di Posciavo

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Veloweg Richtung Tione di Trento

3. Tag: Ponte Arche – Monte Bondone – Trento – Lago di Piazze – Passo Lavazè – Karer Pass – Pozza di Fassa

158 km, 4560 hm, 8:52, 17.9 km/h, 19 °C

Frühstück war einmal wieder ein bedientes Buffet. Zuerst gab es einen netten Veloweg (Autos im Tunnel) durch eine Klus nach Sarche. Anschliessend vergnügte ich mich mit dem Monte Bondone. Der Aufstieg war sehr gleichmässig und es gab so wenig Verkehr, dass ich mich fragte, ob die Strasse überhaupt schon durchgehend befahrbar ist. Etwas enttäuschend war die Aussicht, Trento wurde nie so recht sichtbar. In der Abfahrt verpasste ich die Abzweigung rechts nach Trento und fuhr daher via Cadine. Weil alles bergab ging, war das nicht weiter tragisch. In Trento deckte ich mich mit etwas essbarem ein. Dann ging es hinauf auf eine Art Hochebene mit dem Lago di Serraia und dem Lago delle Piazze. Via Cavalese ging es hinauf zum Passo di Lavazè. Dieser erfreute das Radlerherz mit durchgehend über 10% Steigung im letzten Abschnitt. Es war dann so warm, dass ich die Abfahrt kurzärmlig in Angriff nehmen konnte ohne auszukühlen. Zwischen Birchabruck und Welschnofen nahm ich eine Variante auf der nördlichen Talseite, die durch einen Steilen Aufstieg erkauft werden musste. Oben machte ich noch meine Unterkunft klar und organisierte etwas am Fusse vom Karer Pass. Weil es schon etwas später war, hielt sich der Verkehr über den Karer in Grenzen, etwas enttäuschend war der Karer-See von dem nicht mehr so viel übrig war. Das Abendessen bestand hauptsächlich aus Polenta und Käse.

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Veloweg durch die Klus nach Sarche (Autostrasse verläuft in einem Tunnel)

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Blick vom Monte Bondone zurück

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Auf dem Plateau beim Monte Bondone

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Passo Lavazè

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Karer See

4. Tag: Sella Runde – Kastelruth – Bozen – Flaas – Meran

168 km, 4295 hm, 8:42, 19.3 km/h, 17 °C

Das Frühstück war ein Buffet mit Selbstbedienung, locker, weil ich eh der einzige Gast war (die Unterkunft war die erste Nacht der Sommer-Saison geöffnet). Auf dem Teils mit gut fahrbarem Schnee bedeckten Veloweg ging es nach Canazei und von dort aus zuerst auf den gut 2200 müM hohen Pordoi, Camplongo (1875 müM) war im Vergleich eher ein Tempohügel. Das Grödener Joch (2121 müM) gab dann wieder mehr zu tun. Die Verbindung in Richtung in Richtung Sellajoch (2244 müM) lag im Schatten der Sella Gruppe und es sah noch seriös nach Winter aus. Um wieder warm zu werden, fuhr ich dann wieder hinauf nach Kastelruth. Im Tal vor Bozen traf ich auf einen netten Veloweg, der auf einem ehemaligen Bahntrassee verlief. In Bozen war es richtig warm, es gab auch ein paar Regentropfen, die als Abkühlung schon fast willkommen waren. Dann ging es gleich wieder bergauf, nach Jenesien und Flaas. Auch wenn es so etwas wie eine Hochebene war, die Strasse ging entweder rauf oder runter. Bei Vöran hatte ich eine unangenehme Begegnung mit einem deutschen SUV. Das Ding hatte zum links Abbiegen angehalten, fuhr dann aber los, sozusagen direkt auf mich zu. Weil es bergab ging, hatte ich ein gewisses Tempo darauf. Ich sah mich eigentlich schon in die Frontscheibe fliegen, mit viel Glück schaffte ich es, das Ding von mir aus gesehen links zu umkurven und nur den Aussenspiegel umzuklappen. Scheibenbremsen und Quer-Bereifung haben gewisse Vorteile. Meine schon am Vortag reservierte Unterkunft lag praktischerweise östlich, oberhalb von Meran. Gleich daneben gab es eine Pizzeria, wo man trotz recht windigem Wetter noch draussen sitzen konnte. Ich musste aber etwa eine Stunde auf das Essen warten. Genug Zeit, den kommenden Tag zu planen.

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Morgendliches Technik-Training auf dem Weg nach Canazei

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Auf dem Grödener Joch, Blick in Richtung Sellajoch

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Blick auf Bozen

5. Tag: Meran – Vinschgau – Allitz – Reschen – Norbertshöhe – Kaunerberg – Pillerhöhe – Pitztal – Mötz – Obsteig

185 km, 3690 hm, 9:30, 19.5 km/h, 15 °C

Das Frühstück war teils bedient, teils ab Buffet. Zuerst galt es Meran zu durchqueren, dann ging es auf den sensationell ausgebauten Veloweg in's Vinschgau. Nach etwa dem ersten Drittel begann der Gegenwind, der mich den Rest des Tages unabhängig von der Fahrtrichtung begleiten sollte. Für etwas Abwechslung bog ich in Schlanders auf die nördliche Talseite ab. Zuerst gab es eine schnurgerade 10% Steigung durch die Apfel-Monokultur und dann ein paar Serpentinen hinauf nach Allitz. Belohnt wurde der Effort mit einer netten Aussicht auf das Vinschgau und die Seitentäler. In Schluderns kam ich dann wieder in's Tal. Ich nahm dann den weiterhin gut ausgebauten Veloweg auf der westlichen Talseite in Richtung Reschen. Fast durchgehend asphaltiert (wäre mit Rennvelo-Bereifung auch zu machen) ging es dann westlich an den zwei Seen vorbei über den Reschen. In Nauders fand ich einen offenen Supermarkt. Während einer Pause im Aufstieg zu Norbertshöhe machte ich mich wegen der Unterkunft schlau. Wenig überraschend hatte sich an der Situation nichts geändert und in Richtung Fernpass gab es nur ganze Ferienhäuser oder ein Bett im 4er Schlag im Hostel. Die einzige vernünftige Möglichkeit fand sich in Obsteig, was nicht ganz an der geplanten Route lag. Nach der Norbertshöhe kam ich wieder kurz in die Schweiz, das Inntal war ganz nett. Damit es nicht so fad wurde, fuhr ich dann nach Kaunerberg und zur Pillerhöhe. Anschliessend das Pitztal hinab in Richtung Imst. Wegen permanentem Gegenwind (egal, ob ich nach Westen, Norden oder Osten fuhr) war es nicht mehr ganz so früh am Tag und noch ein gutes Stück bis Obsteig. Weil ich keine Ahnung hatte, wie der Veloweg im Inntal Richtung Osten aussieht, fuhr ich einfach auf der Bundesstrasse nach Mötz. Der Verkehr war trotz Tempo 100 akzeptabel. Dann warteten ab Mötz noch ein paar Höhenmeter auf mich. Immerhin kam ich noch rechtzeitig vor dem Schliessen der warmen Küche um 20h an. Auch gut, dass ich noch eine Ahnung hatte, in welchem Dorf sich die Unterkunft befand. Komoot wäre basierend auf der eingegebenen Adresse 7 km zu weit gefahren. Nebst mir waren auch gerade zwei Velofahrer aus Luzern eingetroffen. Auch sie hatten mit dem Gegenwind zu kämpfen gehabt. Es gab Pasta und Apfelstrudel, danach ging's auf's Zimmer.

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Veloweg in Richtung Vinschgau

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Blick das Vinschgau hinab

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Reschensee mit Sandsturm auf der gegenüberliegenden Seite

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Oberer Teil des Inntals, noch in der Schweiz.

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Im Aufstieg Richtung Piller Höhe

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Blick das Inntal hinauf

6. Tag: Obsteig – Fernpass – Garmisch Partenkirchen – Plansee – Lechtal – Tannheimer Tal – Oberjochpass – Oberstdorf

201 km, 2144 hm, 8:53, 22.6 km/h, 11 °C

Beim Aufwachen sah es draussen nach Hochnebel aus, der die umliegenden Berge verdeckte. Das löste sich aber während dem grosszügigen Frühstück auf. Zum Start ging es über einen kleinen Pass und dann hinab nach Nassereith. Auf der Hauptstrasse über den Fernpass war für einen Sonntag Morgen schon viel los, daher war der nicht asphaltierte Veloweg eine gute Alternative. Das Ding war durchgehend befahrbar. Hinab war die Hauptstrasse erträglich Die kurze Steigung von Oberau nach Ettal war vom Verkehr her weniger lustig, nach dem Verlassen der B23 in Richtung Linderhof und Plansee wurde es dann besser, wobei sich relativ viele Motorradfahrende nicht von den noch tiefen Temperaturen abschrecken liessen. Dann erkundete ich, angeregt von der Beschreibung der beiden Velofahrer die ich am Vorabend getroffen hatte, das Lechtal. Es gab beiderseits einen recht angenehmen Veloweg. Anschliessend ging es hinauf in's Tannheimer Tal, wo ich bei Gran einen offenen Supermarkt fand. Durch das Tannheimer Tal gab es wiederum einen brauchbaren Veloweg. Beim Oberjoch hab es als Attraktion das höchste (1176 müM) Stück deutsche Bundesstrasse. Ich fuhr südöstlich an Sonthofen vorbei und genoss etwas die Abendstimmung in Richtung Oberstdorf. Der Abend war so schön, dass ich noch etwas dem Fluss entlang fuhr, was dann auch die 200 km ergab. Zum Abendessen gab es eine übersichtliche Pizza, so dass es noch einen Teller Pasta brauchte.

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Veloweg den Fernpass hinauf

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Plansee

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Lechtal

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Joch-Pass

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Zwischen Sonthofen und Oberstdorf

7. Tag: Oberstdorf – Rohrmoos (Sackgasse) – Riedberg-Pass – Hittisau – Egg – Bödele – Dornbirn – Appenzell – Hemberg – Mühlrüti – Sitzberg – Zürich

224 km, 4067 hm, 10:28, 21.4 km/h, 15 °C

Das Frühstück liess nichts zu wünschen übrig. Der Start war eher kalt mit Temperaturen um 0 °C herum. Zuerst ging es nach Rohrmoos. Wie schon beinahe erwartet, war die Strasse nur bis dorthin geräumt, die weitere Strecke nach Sibratsgfäll sah so hoffnungslos schneebedeckt aus, dass ich umkehrte. Immerhin war die Strasse autofrei. Als Alternative ging es über den Riedberg-Pass. Anhand der Nummernschilder (Schweizer mich überholend, Österreicher entgegenkommend) und der Motorräder war ich optimistisch dass die Strasse durchgehend frei war. In Lingenau bog ich auf die südliche Alternative via Bödele ab. Das gab noch ein paar Höhenmeter. Ich durchquerte Dornbirn und kam bei Diepoldsau in die Schweiz. Auf einem kleineren Strässchen ging es nach Appenzell, wo im Zentrum die Bäckereien geöffnet waren. Ein Schlorzifladen lieferte dann die Energie für das folgende auf- und ab nach Urnäsch und Hemberg. Um etwas den Motorradfahrern zu entkommen benutzte ich nach Wattwil die Veloland-Route via Kirnau und Libingen. Via Mühlrüti und Fischingen ging es hinab nach bis Bichelsee, von wo aus ich den ruhigen Aufstieg zum Sitzberg nehmen konnte. Danach war es eh so spät, dass es nicht mehr so viel Verkehr gab. Ziemlich pünktlich zum Sonnenuntergang war ich in Schwammendingen.

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Strasse nach ab Rohrmoos (hoffnungslos)

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Im Aufstieg zum Bödele

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Blick vom Bödele in Richtung Bodensee

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Über den Rhein

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Blick Richtung Schwägalp

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Über die Felder, Vernichtung der letzten Vorräte